Kiew Separatisten schießen zwei Kampfjets über der Ukraine ab

Kiew · Ein weiterer Zwischenfall im umkämpften Gebiet erhöht die internationalen Spannungen. Die Kanzlerin fordert Russland auf, mäßigend einzugreifen.

MH17: Maschine mit Särgen verlässt die Ukraine
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Flug MH17: Maschine mit Särgen verlässt die Ukraine

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Neue Eskalation im Ukraine-Konflikt: Die prorussischen Separatisten im Osten des Landes haben zwei Kampfjets der ukrainischen Luftwaffe abgeschossen. Das teilten ein ukrainischer Militärsprecher sowie die Aufständischen mit. "Das Schicksal der Piloten ist ungeklärt", sagte der Presseoffizier Alexej Dmitraschkowski in Kiew. Die Aufständischen hatten in den vergangenen Wochen mehrfach ukrainische Militärflugzeuge, darunter auch Kampfjets, abgeschossen. Die USA beschuldigen die Separatisten, auch die Boeing der Malaysia Airlines vergangene Woche mit einer Rakete zerstört zu haben.

Den Separatisten zufolge wurden zwei Maschinen vom Typ Suchoi Su-25 getroffen. "Ein Pilot rettete sich bei Sneschnoje per Schleudersitz, die zweite Maschine flog zunächst schwer getroffen Richtung Norden weiter", sagte ein Sprecher. Bereits am Vortag habe die "Volkswehr" zwei Suchoi-Jets abgeschossen, behauptete er. Die Aufständischen benutzen dazu nach eigenen Angaben tragbare Raketenwerfer, die nach Ansicht von Experten aber nur für Treffer in niedriger Flughöhe geeignet sind.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wirft Russland und den Separatisten weiter mangelnde Kooperation bei der Aufklärung des Flugzeugabsturzes und der Befriedung der Lage in der Ukraine vor. Es gebe Probleme bei der Bergung der Opfer sowie dem ungehinderten Zugang internationaler Experten zur Absturzstelle. Der Kreml zeige wenig Interesse an umfassender Aufklärung, erklärte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter für die Kanzlerin, die derzeit im Urlaub ist. Russland wirke auch nicht ausreichend mäßigend auf die bewaffneten prorussischen Gruppen ein.

In der Regierungskoalition regt sich derweil Kritik an den Sanktionsbeschlüssen der EU-Außenminister gegen Russland. "Die Beschlüsse sind unzureichend", sagte Karl-Georg Wellmann (CDU), der auch Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Parlamentariervereinigung ist. "Angesichts der Katastrophe des Absturzes einer Passagiermaschine braucht es mehr als nur Sanktionssymbolik", sagte Wellmann. Der außenpolitische Sprecher der Union, Philipp Mißfelder, sagte, die Lage in der Ost-Ukraine lasse keinen anderen politischen Spielraum mehr, als die Sanktionen zu verschärfen. Er sei überrascht gewesen, dass die Außenminister nicht weitergehende Beschlüsse gefasst hätten, sagte er.

Die Außenminister der Europäischen Union hatten, anders als etwa von der Bundesregierung befürwortet, noch keine Sanktionen gegen russische Firmen ausgesprochen. Heute sollen die EU-Botschafter dies nun nachholen.

(RP)
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