Persönlich Selmin Caliskan ... führt Amnesty Deutschland

Sie hatte ihr Amt noch nicht einmal angetreten, da war Selmin Caliskan schon abgetaucht. Kaum Interviews, keine Infos. In den vergangenen Tagen schottete Amnesty International Deutschland seine neue Generalsekretärin mit merkwürdiger Vehemenz von der Öffentlichkeit ab.

Heute tritt Caliskan ihr Amt an, doch abseits der offiziellen Biografie ist über die Deutsch-Türkin wenig bekannt. Wer sie kennt bezeichnet sie als ehrgeizig, als engagierte Kämpferin für Menschenrechte. Will man diese Eigenschaften in die andere Richtung interpretieren, heißt engagiert kompromisslos und ehrgeizig vor allem schwierig. Auf die Frage, ob sie Angst vor dem neuen Amt habe, sagte die 46-Jährige im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", sie habe vor allem "Lust auf Aufgaben". Geboren in Düren als Tochter türkischer Einwanderer, war sie sie schon als 16-Jährige in sozialen Brennpunkten unterwegs, gründete später einen interkulturellen Mädchentreff in Bonn. Frauenrechte blieben ihr Metier: Für die Organisation Medica Mondiale, die Frauen unterstützt, war sie sieben Jahre lang in Afghanistan, leitete die Lobbyabteilung. Später ging sie zur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und für Care International nach Kabul. Zuletzt arbeitete Caliskan für die European Women's Lobby in Brüssel. Dass Caliskan, die als studierte Übersetzerin fließend Spanisch, Englisch, Deutsch und Türkisch spricht, eine Frau für deutliche Kritik ist, bewies sie in den vergangenen Tagen: Deutschland brauche schärfere Regeln für Waffenexporte und einen "Menschenrechts-TÜV", forderte sie in einem Interview. Amnesty hofft, dass mit Selmin Caliskan wieder Konstanz in der Führungsspitze einkehrt. Im vergangenen halben Jahr hatte Wolfgang Grenz kommissarisch die Geschäfte geführt, der für die geschasste Monika Lüke eingesprungen war. J uliane Kaelberlah

(RP)
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