München Seehofer will Guttenberg holen

München · Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer (63) will den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (40) im Anschluss an die Wahlen 2013 in die Politik zurückholen. "Nach der Wahl werde ich mich darum bemühen", sagte Seehofer am Wochenende am Rande des CSU-Parteitags in München. Der über die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit gestürzte Guttenberg solle eine "maßgebliche" Aufgabe übernehmen, sagte Seehofer, ohne dies näher zu erläutern.

Auf dem CSU-Parteitag wurde spekuliert, dass Guttenberg 2014 auf der Europaliste kandidieren solle. "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht", sagte Seehofer. Die einstige Euphorie in der CSU ist ohnehin vorbei: Viele Christsoziale haben Guttenberg 2011 seinen Comeback-Versuch und seine Anschuldigungen gegen die CSU sehr verübelt. Seehofer wiederum verlieh am Samstag vier CSU-Politikern plus einem ungenannten "Joker" quasi offiziellen Kandidatenstatus für seine Nachfolge 2018 – Guttenberg ist demnach nicht dabei. Die vier gesetzten Kandidaten sind Bundesagrarministerin Ilse Aigner, Finanzminister Markus Söder, Sozialministerin Christine Haderthauer und Innenminister Joachim Herrmann. Guttenberg ist demnach auch nicht der "Joker" – der fünfte Platz sei offen, sagte Seehofer dazu auf Nachfrage.

In Bayern zeichnet sich ein hitziger Landtagswahlkampf ab. CSU und SPD lieferten sich am Wochenende auf ihren Parteitagen in München und Nürnberg ein heftiges Fernduell. Herausforderer des Ministerpräsidenten bei der Wahl im Herbst 2013 ist jetzt offiziell der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Er erzielte ein Ergebnis von 99,7 Prozent. Konkret waren von 289 Delegierten 288 für Ude, Ein Delegierter votierte mit Nein, Enthaltungen gab es nicht. Der 64-Jährige sagte anschließend, er sei "wirklich überwältigt" von dieser Geschlossenheit. Dies gebe ihm weiteren Auftrieb.

Ude sagte in seiner Rede, nun werde der Regierungswechsel hin zu einem Dreierbündnis mit den Grünen und den Freien Wählern eingeleitet. Zwar liege noch viel Arbeit vor den Sozialdemokraten. Der Spitzenkandidat fügte hinzu: "Aber die Chance ist da – wir müssen sie nutzen." Bayerns SPD-Chef Florian Pronold sprach von "Rückenwind" für den erhofften Machtwechsel im Freistaat.

Bereits am Samstag hatte CSU-Chef Seehofer in scharfer Form den designierten SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück kritisiert. Dagegen vermied es Seehofer, den Namen Udes zu nennen. Sowohl der Ministerpräsident als auch sein Herausforderer wurden von ihren Delegierten mit stehenden Ovationen gefeiert.

Seehofer zeigte sich am Samstag in München kämpferisch und nutzte seine Rede auch zu Mahnungen an die FDP. Der Berliner Koalitionspartner müsse den Widerstand gegen das umstrittene Betreuungsgeld aufgeben.

(RP)
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