Jerusalem Schwere Unruhen auf dem Tempelberg

Jerusalem · Israelis gehen gegen vermummte Palästinenser in der Al-Aksa-Moschee vor.

Bei den schwersten Unruhen seit vergangenem Herbst kam es am Jerusalemer Tempelberg zu mehreren Verletzten. Israelische Grenzpolizisten waren gestern früh in die Al-Aksa-Moschee vorgedrungen, in der sich über Nacht einige Dutzend muslimische Jugendliche verschanzt hatten. Nach Informationen der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan, gingen die Soldaten mit Tränengas, gummiumwickelten Gewehrkugeln und Schock-Granaten gegen die zum Teil vermummten Jugendlichen vor, die sich mit Steinen und Feuerwerksgeschossen bewaffnet hatten. Auslöser der erneuten Straßenschlacht war der jüdische Fastentag Tisha be Aw (der neunte im Monat Aw, zwischen Juli und August) an dem fromme Juden der Zerstörung beider Tempel gedenken.

Tausende jüdische Gläubige versammelten sich gestern, an dem als traurigster Tag im jüdischen Kalender geltenden Fastentag zum Gebet an der Klagemauer. Einige Hundert national-religiöse Juden zogen Richtung Tempelberg, der Juden und Muslimen gleichermaßen heilig ist. Eine seit 1967 geltende Vereinbarung trennt jedoch die beiden Religionen voneinander. Muslime beten in den beiden Moscheen Al Aksa und Felsendom, Juden an der Klagemauer unten.

Juden dürfen nur unter scharfer Kontrolle den Tempelberg besuchen, nicht aber beten. Einige junge Juden trugen gestern demonstrativ die Gebetsriemen und eine kleine Lederschachtel mit heiligen Texten an Armen und Stirn und gerieten mit der Polizei in ein Handgemenge, als sie sich weigerten, die Riemen abzulegen. Europäische Diplomaten halten die Lage in Jerusalem heute für so gefährlich, wie seit dem Ende der zweiten Intifada nicht mehr. Grund dafür seien auch die Provokationen radikaler jüdischer Eiferer auf dem Tempelberg.

(RP)
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