Genf Schweiz ist Zentrum internationaler Bestechlichkeit

Genf · Bis zuletzt hielt sich die Schweizer Regierung zurück: Sepp Blatter dürfe nicht zum Sündenbock werden, mahnte Sportminister Ueli Maurer kurz nach der Festnahme von sieben hochrangigen Fußballfunktionären. Als Fifa-Präsident Blatter dann seinen Rücktritt bekanntgab, äußerte sich die Regierung in Bern erst auf Anfrage: Der Bundesrat nehme "keine Stellung".

Die laue Reaktion passt ins Bild. Denn die Schweiz hätschelt seit Jahrzehnten internationale Sportverbände wie die Fifa in Zürich und das Internationale Olympische Komitee in Lausanne - aus Angst, man könne die Geldmaschinen ans Ausland verlieren. Zudem können private Schmiergeldzahlungen in der Schweiz nicht verfolgt werden, sofern sie ohne Wettbewerbsschäden stattfinden und kein Kläger auftritt. Den Justizbehörden sind dann die Hände gebunden. Genau das traf im Falle der Fifa jahrelang zu.

Künftig sollen Staatsanwälte bei privaten Schmiergeldzahlungen eingreifen - von Amts wegen. Diese Verschärfung des Anti-Korruptionsgesetzes diskutierte die kleine Kammer des Schweizer Parlaments in den vergangenen Tagen. Doch gilt dies nur, wenn "öffentliche Interessen" betroffen sind. Diese Klausel könnte Justizministerin Simonetta Sommaruga zufolge die neue Regel entwerten. Denn es dürfte schwer nachzuweisen sein, dass eine Turniervergabe entweder an ein afrikanisches oder ein asiatisches Land im öffentlichen Interesse der Schweiz liegt.

Der Weltfußballverband wird die Vorzüge der Schweiz demnach weiter genießen.

(jdh)
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