Schuldenschnitt für Athen wird kommen

Wenn Finanzminister Schäuble heute nach Athen reist, wird er den Griechen ermunternde Worte und Millionen für ein Konjunkturpaket mitbringen. Tatsächlich hat das Land einiges erreicht: Der Arbeitsmarkt wurde liberalisiert, der Export angekurbelt. Doch genesen ist der griechische Patient noch lange nicht. Seit sechs Jahren steckt Hellas in der Rezession, der Schuldenberg entspricht der Wirtschaftsleistung von eindreiviertel Jahren. Da verschafft auch die neue Milliarden-Hilfe der Retter nur kurzfristig Linderung. Dauerhaft wird Griechenland um einen zweiten Schuldenschnitt nicht herumkommen.

Doch den wird Schäuble heute ablehnen – aus mehreren Gründen: Wenn die Staaten jetzt Schulden streichen, wird der Reform-Eifer der Griechen umgehend nachlassen. Schon jetzt tun sie sich schwer, nötige Schritte wie die Stutzung des aufgeblähten Staatsapparates zu akzeptieren, wie die jüngsten Proteste und Parlaments-Debatten zeigten. Zudem bedeutet ein Schuldenerlass für den deutschen Steuerzahler den Verzicht auf Milliarden. Ein so unpopuläres Thema will Schäuble unbedingt aus dem Wahlkampf raushalten. Nach dem 22. September dürfte es umso schneller angegangen werden.

(RP)
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