Erderwärmung Schüler sollen Bonner Klimakonferenz helfen

Bonn · Zehntausende junge Leute fordern mehr Klimaschutz. Kann die UN-Konferenz den Schwung nutzen?

 Für Fridays for Future in Bonn dabei: Maya Florinda Krieg (19) und Luca Samlidis (19).

Für Fridays for Future in Bonn dabei: Maya Florinda Krieg (19) und Luca Samlidis (19).

Foto: dpa/Christoph Driessen

(dpa) 197 Tage verbrachte Alexander Gerst vergangenes Jahr im Weltraum. Als er danach auf die Erde zurückkehrte, fiel ihm etwas auf: Der Klimaschutz war ein viel größeres Thema geworden. „Und das ist natürlich eine sehr gute Sache“, freute sich der Astronaut. Die Fridays-for-Future-Demonstrationen und das insgesamt massiv gewachsene Engagement vieler junger Leute sollen nun auch eine am Montag begonnene UN-Klimakonferenz in Bonn vorantreiben.

UN-Klimachefin Patricia Espinosa zeigt sich begeistert: Die Aktionen könnten wesentlich dazu beitragen, die Gesellschaft für die nötigen Veränderungen zu mobilisieren, sagt sie. Jugendliche auf der ganzen Welt wüssten, dass der Klimawandel die allergrößte Herausforderung überhaupt sei – „und sie sind wütend“.

Die Konferenz in Bonn mit 3000 Teilnehmern soll bis Donnerstag kommender Woche den nächsten Weltklimagipfel im Dezember in Santiago de Chile vorbereiten. Dort soll sich etwas bewegen, denn die bisherigen Zusagen aller Länder der Welt reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen: die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. „Wir steuern geradewegs auf über drei Grad zu“, warnt Michael Schäfer vom WWF.

Als einer der größten Verschmutzer spielt Deutschland dabei eine Hauptrolle. Mit einem Anteil von rund einem Prozent an der Weltbevölkerung ist Deutschland für rund zwei Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. „Pro Kopf heißt das, dass jeder in Deutschland lebende Mensch rund doppelt so viele Emissionen jährlich verursacht wie der Durchschnitt der Menschheit“, erläutert Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Umweltschutzorganisationen sehen Deutschland hingegen innerhalb der EU keineswegs als Antreiber, sondern eher als Bremser: Die Bundesregierung werde sowohl die nationalen als auch die europäischen Klimaziele verfehlen, kritisiert der BUND. Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser fordert: „Vier Monate nachdem die Kohlekommission einen Ausstiegsplan vorgelegt hat, wollen die Menschen jetzt endlich hören, welches Kohlekraftwerk vom Netz geht. Die Demonstranten wollen wissen, wann der letzte klimaschädliche Verbrennungsmotor vom Band rollt.“

Zwei Aktivisten von Fridays for Future sind am Montag sogar als Beobachter bei der Konferenz dabei: die Schülerin Maya Florinda Krieg und der Student Luca Samlidis, beide 19. Sie freuen sich über das Lob von Patricia Espinosa für ihre Bewegung. Und am Freitag soll in Aachen wieder demonstriert werden.

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