Bereitschaft zu Wiederaufbau unter UN-Mandat Schröder zweifelt an Vermeidbarkeit eines Irak-Krieges

Köln (rpo). Bundeskanzler Gerhard Schröder zweifelt daran, dass sich ein Krieg gegen den Irak noch vermeiden lässt. Dennoch gebe er die Hoffnung auf eine politische Lösung der Krise nicht auf.

Das sagte er in einem am Samstag ausgestrahlten Interview des Deutschlandradios. Daran arbeite die Bundesregierung mit Frankreich, Russland, China und anderen Partnern. Ob es gelingen werde, sei eine Frage, die letztlich vor allem in den Vereinigten Staaten entschieden werde, sagte Schröder.

Der Bundeskanzler machte noch einmal deutlich, dass Deutschland im UN-Sicherheitsrat keiner kriegs-legitimierenden Resolution zustimmen werde. Er erinnerte an vielfältige deutsch-amerikanische Gesprächskontakte auf allen Ebenen. Auch habe er sich einem Telefonat mit Präsident George W. Bush nie verweigert, hielte es jedoch für falsch, sich aufzudrängen. Nach seiner Überzeugung werden Meinungsverschiedenheiten die Substanz der deutsch-amerikanischen Beziehungen auf Dauer nicht negativ beeinträchtigen.

Die gelegentlich in den USA geäußerte Kritik wies Schröder als unberechtigt zurück mit dem Hinweis auf das deutsche Engagement in Afghanistan oder auf dem Balkan. Der Bundeskanzler fügte hinzu, alles Gerede von einer angeblich deutschen Isolierung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sei weit hergeholte parteipolitische Propaganda.

Zuvor hatte Schröder erstmals angedeutet, dass Deutschland nach einem möglichen Krieg bereit sei, sich am Wiederaufbau in Irak zu beteiligen. In der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" erklärte er am Freitagabend, es mache ihm Schwierigkeiten, über die Folgen eines Ereignisses zu reden, dass er nicht wolle. "Aber natürlich ist es so, dass Deutschland immer geneigt gewesen ist, internationale Verpflichtungen - wohlgemerkt unter dem Dach der Vereinten Nationen - wahrzunehmen", sagte er zu einem möglichen Wiederaufbau Iraks. Sollte es doch noch zu einer zweiten Abstimmung im UN-Sicherheitsrat kommen, werde er nicht nach New York reisen, sagte Schröder dem Sender N-24. Dabei sollten dann eher die Außenminister präsent sein.

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