Geldtransfer auf Wunsch des Vorstandes Schreiber-Prozess: Zeuge schildert Millionen-Überweisungen

Augsburg (rpo). Im Augsburger Schmiergeldprozess gegen zwei ehemalige Thyssen-Manager haben Zeugen die internen Vorgänge bei der Überweisung von Millionensummen beschrieben, die im Zusammenhang mit einer Panzerlieferung nach Saudi-Arabien standen.

Die an unbekannte Empfänger gerichteten Überweisungen seien auf Wunsch des Vorstandes geschehen, sagte der damalige Leiter der Abteilung Rechnungswesen der Thyssen Industrie AG am Dienstag vor dem Landgericht Augsburg.

Laut Anklage flossen bei dem Verkauf der 36 Spürpanzer 1991 während des Golfkrieges rund 116 Millionen Euro (227 Mio. Mark) Schmiergelder. Der Zeuge sagte, aus seiner Sicht sei bei der Überweisung des Geldes alles in Ordnung gewesen. Es habe nichts dagegen gesprochen, das Geld steuerlich abzusetzen.

Den beiden Angeklagten Jürgen Maßmann und Winfried Haastert werden Steuerhinterziehung, Untreue zu Lasten ihres Konzerns und Betrug der saudischen Geschäftspartner vorgeworfen. Der Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber, Haastert, Maßmann und der untergetauchte ehemalige Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Holger Pfahls, sollen davon rund 12,5 Millionen Euro erhalten haben. Von Pfahls, der inzwischen vom Landgericht Augsburg öffentlich aufgerufen wurde, sich zu melden, fehlt immer noch jede Spur.

Das Verfahren gegen den ursprünglich mitangeklagten Schreiber wurde wegen seiner Flucht nach Kanada abgetrennt. Der Kaufmann hat noch rund eine Woche Zeit, sich zu überlegen, ob er in dem Prozess gegen Maßmann und Haastert bei einer kommissarischen Vernehmung in Kanada als Zeuge aussagen will. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.

(RPO Archiv)
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