Russen schätzen tschetschenische Verluste auf über 10.000 Menschen "Schreckliche Bombennacht" in Grosny

Moskau (dpa). Seit Ausbruch der Kämpfe im Nord-Kaukasus im vergangenen Sommer sind nach Schätzungen russischer Militärs bereits mehr als 10.000 tschetschenische Rebellen getötet worden. Die russischen Verluste bezifferte der stellvertretende Generalstabschef Waleri Manilow am Dienstag in Moskau mit 1.173 Gefallenen.

Die Zahl der während der Kampfhandlungen getöteten Zivilisten wurde nicht genannt. In der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, die in der Nacht zum Dienstag einem schweren Bomben- und Granathagel ausgesetzt war, lieferten sich russischen und tschetschenische Einheiten erbitterte Kämpfe um jeden Fußbreit Boden.

Manilow bezog sich bei den Verlustzahlen sowohl auf die Kampfhandlungen in der tschetschenischen Nachbarrepublik Dagestan, in die moslemische Rebellen im vergangenen August eingefallen waren, als auch auf die Gefechte in Tschetschenien selbst seit dem russischen Einmarsch Ende September. Nach Manilows Angaben verloren die Rebellen in Dagestan über 2.500 Kämpfer; mehr als 7.500 seien bei den Kämpfen in Tschetschenien ums Leben gekommen. Im offiziellen russischen Sprachgebrauch wird stets von „vernichteten“ tschetschenischen Rebellen gesprochen.

Die russischen Verluste im bisherigen Verlauf der Kampfhandlungen im Nord-Kaukasus wurden von Manilow offiziell mit insgesamt 1.173 Toten, 53 Vermissten und knapp 3.500 Verwundeten angegeben. Zu den Opfern zählten Angehörige der russischen Armee und der Einheiten des Innenministeriums. Die Zahl der Opfer in den Reihen der Moskau-treuen tschetschenischen Milizen wurde nicht genannt.

Russische Medien haben in den vergangenen Tagen wiederholt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der offiziellen Verlustmeldungen der russischen Militärs geäußert. Auf Grundlage der neuesten offiziellen Verlustliste errechnete der private Fernsehsender NTW einen „monatlichen Durchschnitt“ von 220 getöteten russischen Soldaten. Dem gegenüber seien im ersten Tschetschenien-Krieg zwischen 1994 und 1996 monatlich 190 Soldaten gefallen.

In dem schwer umkämpften Grosny seien in der Nacht zum Dienstag „fast jede Sekunde“ Granaten und Raketen eingeschlagen, berichteten Zivilisten, die in Bunkern ausharrten, der Agentur Interfax. Es sei „eine der schrecklichsten Nächte seit Beginn der Kämpfe“ gewesen.

General leicht verletztDie Rebellen verteidigten nach eigenen Angaben ihre Stellungen um den zentralen Minutka-Platz. Dagegen berichteten die Russen von Geländegewinnen in der Umgebung des Platzes. Schwere Kämpfe gab es nach Berichten beider Seiten auch im Argun-Flusstal in den Bergen, in dem sich mehrere tausend Rebellen verschanzt haben.

Der stellvertretende Kommandeur der russischen Luftlandetruppen, Generalmajor Wladimir Kasanzew, wurde nach einer angeblichen Notlandung seines Hubschraubers im Kampfgebiet leicht verletzt, meldete die Agentur Itar-Tass. Der Helikopter vom Typ Mi-8 war am Montag über dem Tal von Wedeno aus 30 Meter Höhe auf den Boden geprallt. Vier weitere Offiziere an Bord seien verletzt worden. Militärquellen vermuteten technische Probleme als Ursache für den Absturz. Der Hubschrauber sei nicht beschossen worden, hieß es. Wedeno ist eine seit Wochen umkämpfte Hochburg der Rebellen.

(RPO Archiv)
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