London Schon wieder Führungskrise bei rechtspopulistischer Ukip

London · Die rechtspopulistische und europafeindliche "United Kingdom Independence Party" (Ukip) hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Briten im Referendum 2016 für den Austritt aus der EU stimmten. Jetzt sieht es danach aus, als ob sich die Partei selbst abwickelt. Der Vorstand hat dem Parteivorsitzenden Henry Bolton das Misstrauen ausgesprochen. Ein Sonderparteitag wird über seinen Rauswurf entscheiden; der Abgang gilt als ausgemacht. Dann wird sich die Partei eine neue Spitze suchen müssen - es wäre die siebte Führungsfigur seit September 2016.

Zum Verhängnis wurde Bolton seine junge Liebhaberin. Im Dezember verließ der 54-jährige Ex-Soldat Frau und Kinder für Jo Marney, eine 25-jährige Parteiaktivistin. Marney ließ verlauten, dass sie schwarze Männer für "hässlich" halte und befürchte, die königliche Familie werde durch die Heirat von Prinz Harry mit Meghan Markle, der Tochter eines Schwarzen, "befleckt". Nach einem öffentlichen Aufschrei kündigte Bolton an, sich von Marney zu trennen, wurde aber kurz darauf erneut mit ihr gesehen.

So banal das Ganze sein mag, so bezeichnend ist die Personalie für Ukips Absturz. Bei der Unterhauswahl 2015 hatten die Rechtspopulisten noch 12,6 Prozent der Stimmen eingefahren. Bei der vorgezogenen Neuwahl im Juni vergangenen Jahres wurden es gerade einmal 1,9. Jetzt scheint die Partei am Ende zu sein. Ihr größter Erfolg hat ihr den Garaus gemacht, denn nachdem sich die Briten im Referendum für den Brexit entschieden, hat Ukip die Daseinsberechtigung verloren.

(witt)
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