Berlin Schnellkochtopf-Bomben mit Eieruhr gezündet

Berlin · Die Teile für die Sprengsätze von Boston waren in jedem besseren Supermarkt verfügbar. Auch Islamisten nutzten Töpfe als Terrorwaffen.

Einfache Bauart, verheerende Wirkung: Die Bomben von Boston könnten in jeder Küche gebaut worden sein. Das US-Heimatschutzministerium hat schon mehrfach vor Schnellkochtöpfen als Terrorwaffe gewarnt. Die Komponenten sind überall verfügbar. Doch das ist nicht das einzige, was den Ermittlern Sorgen macht.

Was waren das für Sprengsätze?

Nach bisherigen Ermittlungen wurden sie aus handelsüblichen Schnellkochtöpfen hergestellt, die mit Nägeln, Metallkugeln und Schwarzpulver gefüllt waren, wie man es in den USA in vielen Supermärkten kaufen kann. Gezündet wurden die Sprengsätze vermutlich über einfache Eieruhren, versteckt waren sie in Nylontaschen oder Rucksäcken, die auf der Straße oder dem Bürgersteig in der Nähe der Ziellinie des Marathonlaufes abgestellt waren. Ein wichtiger Hinweis für die Ermittler ist zurzeit die Markierung "6L" für "sechs Liter" auf den Überresten der Schnellkochtöpfe. Sie könnten einen Hinweis auf den Hersteller geben.

Wurden mit Schnellkochtöpfen bereits früher Attentate verübt?

Ja, immer wieder. Nach Erkenntnissen der US-Behörden wurden sie bei Anschlägen unter anderem in Afghanistan, Indien, Nepal oder Pakistan verwendet. Auch die vier algerischen Islamisten, die im Dezember 2000 eine Bombe auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt zünden wollten, hatten sich einen pakistanischen Dampfkochtopf aus Aluminium bestellt, der bei einer Explosion in besonders kleine Teile zersplittert wäre. Auch bei der Bombe, die der pakistanischstämmige US-Bürger Faisal Shazad im Mai 2010 auf dem New Yorker Times Square zünden wollte, spielte ein Schnellkochtopf eine Rolle. Wegen eines fehlerhaften Zünders explodierte sie nicht.

Lässt die Art der Bombe auf Islamisten schließen?

Die US-Behörden wenden sich gegen vorzeitige Festlegungen. Schließlich sind die Anleitungen zum Bombenbau für jedermann im Internet verfügbar. Das US-Heimatschutzministerium hatte schon 2004 Schnellkochtöpfe als mögliche Bestandteile von Terrorwaffen bezeichnet. In dem Bulletin wurde allerdings darauf hingewiesen, dass diese Technik vor allem in afghanischen Terror-Trainingscamps gelehrt wird. 2010 veröffentlichte das Heimatschutzministerium zusammen mit der Bundespolizei FBI eine weitere Warnung. Im selben Jahr stellte das britische Online-Blatt "Inspire", dem Verbindungen zu Al Qaida nachgesagt werden, einen Artikel mit der Überschrift "Wie du eine Bombe in der Küche deiner Mutter baust" ins Netz. Darin heißt es: "Der Dampfkochtopf ist die effektivste Methode."

(dpa)
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