Schlecker kommt davon

Formaljuristisch ist an den Urteilen im Schlecker-Prozess nichts zu deuteln. Allen, die nun schäumen vor Wut ob der milden Strafe für den unsympathischen Herrscher von einst, sei gesagt: Erstens ist Anton Schlecker nicht als Pleitier verurteilt worden, dessen unfassbares Geschäftsgebaren in den Firmenkollaps führte, sondern als jemand, der bewusst Vermögen verschob, um es dem Zugriff von Gläubigern zu entziehen. Zweitens: Auch weil der bezifferbare Schaden mehr als wiedergutgemacht wurde, kommt Schlecker glimpflich davon.

Das juristische Fazit zeigt aber nur eine Seite. Die andere: Es fällt schwer zu glauben, dass alles das, was die Kinder getan haben, ohne Wissen und Zutun ihres Vaters geschah. Im Schlecker-Imperium ging jahrzehntelang nichts ohne den Patriarchen, der die Fäden zog. Deshalb trägt er faktisch an den Gefängnisstrafen für seine Kinder Mitschuld. Man wird auch abseits jeder Form von Populismus das Gefühl nicht los, Schlecker sei davongekommen. Ein fader Beigeschmack bei jemandem, dessen Egomanie Tausende ihrer Existenzgrundlage beraubt hat.

(RP)
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