Schlag gegen al Qaida in Nordrhein-Westfalen

Bochum/Düsseldorf Beamte des Bundeskriminalamts und Einsatzkräfte des Spezialkommandos GSG 9 haben gestern um 12.30 Uhr in einem Bochumer Studentenwohnheim einen mutmaßlichen islamistischen Terroristen aus dem Umfeld der Düsseldorfer Zelle festgenommen. Der gebürtige Gelsenkirchener Halil S. (27) sei dringend verdächtig, Anschlagspläne der Zelle trotz der Festnahme der übrigen Mitglieder im April weiterverfolgt zu haben, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft mit.

In Sicherheitskreisen hieß es, der Mann mit dem Tarnnamen "Abdullah" habe einen Selbstmordanschlag nach dem Muster des Terrorakts im indischen Mumbai vom November 2008 geplant. Damals hatten Selbstmordattentäter in einem Hotel eine Bombe gezündet. Als Ziel sei möglicherweise ein Weihnachtsmarkt im Ruhrgebiet infrage gekommen. Baupläne für Bomben seien auf dem Computer von S. gefunden worden, erfuhr unsere Zeitung aus Sicherheitskreisen. Die Ermittler schätzten die Anschlagsgefahr als hoch ein.

Die Fahnder durchsuchten gestern in Bochum, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Herne neun Wohnungen, Büros und Ladenlokale. Weitere sieben Objekte wurden in Hamburg und Schleswig-Holstein durchsucht, darunter die Wohnungen fünf weiterer Tatverdächtiger aus dem Umfeld des Beschuldigten. In Kiel wurde ein mutmaßlicher Anhänger der Düsseldorfer Zelle festgenommen.

Das Studentenwohnheim, in dem Halil S. festgenommen wurde, liegt in Bochum-Querenburg. Im gleichen Stadtteil war im April das dritte Mitglied der Düsseldorfer Zelle, ein 19-Jähriger, festgenommen worden. Der iranischstämmige Schüler hatte eine zeitlang die selbe Moschee wie einer der Attentäter des 11. September 2001 besucht.

Halil S. soll seit Juli dieses Jahres beschattet worden sein und Verbindungen zum mutmaßlichen Kopf der Düsseldorfer Zelle, dem marokkanischstämmigen Abdeladim el K. (30), gehabt haben. El K. war am 29. April mit zwei mutmaßlichen Terrorhelfern festgenommen worden. Die Männer sollen in Beziehung zu al Qaida gestanden und einen Anschlag möglicherweise zum "Eurovision Song Contest" in Düsseldorf geplant haben. Das Trio sitzt in Haft.

Halil S. soll sich zudem gefälschte Papiere beschafft und unter falschem Namen mehrere Wohnungen im Ruhrgebiet für die Vorbereitung des Attentats angemietet haben. S. soll gemeinsam mit dem in Kiel verhafteten Florian M. für Betrügereien bei einem Online-Auktionshaus verantwortlich sein.

(RP)
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