Udo Schiefner im Porträt Er grillt den Scheuer

Berlin · Der SPD-Abgeordnete aus dem Kreis Viersen leitet den Maut-Untersuchungsausschuss. Er soll klären, ob Minister Scheuer die Wahrheit sagt. Wer ist Schiefner, wie tickt er?

 SPD-Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner

SPD-Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner

Foto: Udo Schiefner

Eigentlich hatten sich die Strategen im Bundesverkehrsministerium das Format ausgedacht. In der Video-Kolumne „Grill den Scheuer“ beantwortet der CSU-Minister Fragen von Bürgern. Bald muss Andreas Scheuer sich jedoch den Fragen der Obleute im Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut stellen – und denen des Ausschussvorsitzenden Udo Schiefner.

Dem SPD-Abgeordneten läge es fern, dabei vom „Grillen“ des Ministers zu sprechen. Dafür ist Schiefner zu bodenständig, ruhig und um Sachlichkeit bemüht. So nutzt der Mann mit der rheinischen Sprachfärbung jede Gelegenheit (und davon bekommt er nun mehr als jemals zuvor) gegenüber Journalisten klarzustellen, dass es keinen Schauprozess geben soll. „Der Ausschuss darf nicht als Showbühne missbraucht werden. Weder von den Regierungsfraktionen noch von der Opposition“, sagt er. Und: „Wir sind im Untersuchungsausschuss keine Ankläger, wir sind auch keine Verteidiger, wir sind Aufklärer.“

Doch dem Mann vom Niederrhein, der seit 2013 für den Kreis Viersen im Bundestag sitzt, ist sehr wohl bewusst, welche Tragweite seine Arbeit für Scheuer und die Regierung haben kann. Millionengrab Pkw-Maut: Die Vorwürfe gegen Scheuer wiegen schwer, sein Rücktritt ist je nach Untersuchungsergebnis nicht ausgeschlossen. „Ihm wird vorgehalten, im Parlament gelogen und Vergabe- sowie Haushaltsrecht gebrochen zu haben.  Ich nehme den Verkehrsminister beim Wort, dass er im Ausschuss alle Vorwürfe ausräumen will“, sagt Schiefner. Dazu habe Scheuer dort die Chance.

Für Schiefner selbst ist der Ausschussvorsitz kein angestrebtes Ziel gewesen. Einen Karriereschub brauche er mit 60 Jahren nicht mehr, sagt der Parteisoldat, der in Kempen wohnt. Schiefner ist ein bescheidener Mann, keiner, der breitbeinig in die erste Reihe drängt. Er raucht, er hat klare Standpunkte. Eine Rampensau ist er jedoch nicht. 1975 trat Schiefner in die SPD ein, engagierte sich bei den Jusos, rückte in den Parteivorstand in Kempen auf, saß von 1983 bis 2009 im Rat der Stadt. In der Zeit wurde er Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Planung und Verkehr in der Stadt Kempen, seit 2004 ist Schiefner Mitglied des Kreistags Viersen – und bleibt so politisch geerdet in der Heimat.

Der verheiratete Vater einer 31-jährigen Tochter stammt selbst aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Schiefner legt so etwas wie den Bilderbuchaufstieg eines Facharbeiters hin: Nach dem Hauptschulabschluss 1974 erlangt er die Fachoberschulreife, macht eine Ausbildung zum Chemisch-Technischen Assistenten, absolviert ein Fernstudium zum Qualitätssicherungstechniker an der Technischen Fachhochschule in Berlin und wird schließlich Leiter der Qualitätssicherung einer Mönchengladbacher Brauerei. Im Bundestag  kümmerte er sich bisher um Verkehrspolitik und den Petitionsausschuss. Jetzt muss er erstmal viele Maut-Akten lesen.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels schrieben wir, Schiefner sei seit 2017 Mitglied des Bundestags. Richtig ist: Schiefner ist seit 2013 Mitglied des Bundestags.

(jd)
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