Bombe in israelischem Dorf entschärft Scharon zu Bush: Ignorieren Sie Arafat

Jerusalem/Genf (rpo). Wie eine Umfrage ergab, wollen 54 Prozent der Israelis Palästinenserpräsident Jassir Arafat stürzen. Ministerpräsident Ariel Scharon hat angekündigt, US-Präsident George W. Bush bei einem Treffen zu einem totalen Boykott Arafats aufrufen.

Der Zeitung "Jediot Achronot" (Freitagausgabe) sagte Ariel Scharon, er werde Bush sagen: "Ich rate Ihnen, Arafat zu ignorieren. Boykottieren Sie ihn. Vermeiden sie jeden Kontakt zu ihm." Das Treffen zwischen Scharon und Bush am kommenden Donnerstag ist schon das vierte binnen einem Jahr. Arafat wurde bislang nicht von Bush empfangen.

Der US-Präsident forderte Arafat am Freitag auf, mehr für die Bekämpfung des Terrors zu tun. "Er muss bessere Arbeit leisten", sagte Bush. Gleichzeitig erklärte er, Arafat solle sich seiner Führung vergewissern - ein Indiz, dass Washington den PLO-Vorsitzenden weiterhin als Ansprechpartner ansieht. Scharon erklärte, Israel prüfe weitere Schritte gegen Arafat, wolle ihn aber nicht töten. "Wir haben versprochen, Arafat keinen körperlichen Schaden zuzufügen", sagte Scharon in dem Interview.

Aus palästinensischen Kreisen verlautete am Freitagabend, Scharon habe sich in dieser Woche mit drei engen Vertrauten Arafats getroffen. Mit Billigung des palästinensischen Präsidenten habe der israelische Regierungschef mit Arafats Stellvertreter Mahmud Abbas, Parlamentspräsident Ahmed Kureia und dem Wirtschaftsberater Chaled Salam gesprochen. Scharons Berater Raanan Gissin lehnte eine Stellungnahme ab.

In der israelischen Ortschaft Zur Hadassah in der Nähe von Bethlehem wurde am Freitag eine Bombe entschärft. Bewohnern war eine verdächtige Tasche im Treppenhaus ihres Hauses aufgefallen. Im Norden Israels sperrte die Polizei zum zweiten Mal in zwei Tagen die wichtigste Verbindungsstraße. Grund war die Warnung vor einem Terroranschlag.

In einem Interview mit der Zeitung "Maariv" sagte Scharon, er sei bereit, der Errichtung eines palästinensischen States zuzustimmen und auch territoriale Zugeständnisse zu machen. "Es wird ein entmilitarisierter Staat sein, der eine Polizeitruppe zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung hat. Die Waffen in seinem Besitz wird er aber abgeben müssen", sagte Scharon.

Der israelische Tourismusminister Benni Elon von der rechtsextremen Nationalen Union kündigte unterdessen in einem Rundfunkinterview an, seine Partei werde den Plan zur Vertreibung der Palästinenser aus dem Westjordanland - was er als "Transfer" bezeichnete - wieder aufgreifen.

"Es gibt die Notwendigkeit, die Leute zu entwurzeln", sagte Elon. Die Palästinenser müssten ins Nachbarland Jordanien gebracht werden. Scharon wies diesen Plan als "undurchführbar" zurück. "Ich weise dessen Legitimität zurück", sagte er der Zeitung "Jediot Achronot". Palästinenser haben den bereits seit längerem in rechten israelischen Kreisen zirkulierenden Vertreibungsplan als rassistisch gebrandmarkt.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort