Scharfschütze nahm ZDF-Reporter ins Visier

Kairo/berlin (RP) Anhänger des bedrängten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak haben nach Darstellung des Fernsehsenders Al Arabija Hotels in Kairo gestürmt und Jagd auf Journalisten gemacht. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" berichtete, dass Kollegen auf dem Tahrir-Platz angegriffen und ihrer Ausrüstung beraubt worden seien. Zudem seien Journalisten festgenommen worden, einen von ihnen hätten die Sicherheitskräfte wegen Spionageverdacht dem Geheimdienst übergeben. Unter den Opfern der Prügelattacken seien unter anderem Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Associated Press, von BBC und CNN gewesen.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey berichtete, dass eine Mitarbeiterin des Senders vom Geheimdienst rund 20 Stunden in einem Hochsicherheitsgefängnis festgehalten worden sei. "Das wichtigste Thema ist in diesem Moment die Sicherheit meiner Mitarbeiter", sagte Frey, der sich damit auch gegen Kritik wehrte, die öffentlich-rechtlichen Sender berichteten nicht ausführlich genug über die Demonstrationen. "Wir haben hier eine Revolution ", sagte Frey.

ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg hatte am Mittwochabend eine Live-Schaltung im "heute-journal" aus einem Hotelzimmer über dem Tahrir-Platz abgebrochen, nachdem er und sein Team von einem Laserstrahl erfasst worden waren. Nach dapd-Informationen geht man davon aus, dass es sich um die Ziel-Vorrichtung eines Scharfschützengewehrs handelte. Weil sich die Lage auf dem Tahrir-Platz weiter zuspitzte, zog Ossenberg mit seinem Team gestern von dem Hotel in die deutsche Botschaft um. Auf der einen Kilometer langen Fahrt dorthin seien ihm Hass-Ausbrüche entgegengeschlagen, die "das Schlimmste waren, was ich jemals erlebt habe". Die ARD-Korrespondenten hatten zuvor ihre Büros geräumt, nachdem vermutlich Mubarak-Anhänger versucht hatten, das benachbarte Studio von Al Arabija zu stürmen.

(RP)
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