Ein Jahr nach geplanten Anschlägen Sauerland-Terror-Zelle kurz vor Anklage
Frankfurt/Main (RPO). Knapp ein Jahr nach der Verhaftung der sogenannten Sauerländer Terror-Gruppe steht die Anklage kurz bevor. Die Bundesanwaltschaft bestätigte am Samstag entsprechende Berichte. Demnach wird Fritz G., Adem Y. und Daniel S. unter anderem Mitgliedschaft in einer in- sowie ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass die Gruppe im Herbst 2007 in Deutschland mit Autobomben Anschläge verüben wollte.

Vereitelte Terroranschläge in Deutschland
Der "Spiegel" berichtet, dass die Bombenanschläge nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) zeitlich mit der im Oktober 2007 anstehenden Verlängerung des Isaf-Afghanistan-Mandats der Bundeswehr verknüpft werden sollten. Das gehe aus abgehörten Gesprächen sowie aus einer Schreibkladde hervor, die bei der Festnahme sichergestellt worden sei. In einem belauschten Gespräch sei Gießen als möglichen Anschlagsort genannt worden, weil es dort große amerikanische Discos gebe.
Fritz G. als Rädelsführer
Fritz G. sieht die Bundesanwaltschaft demnach als Rädelsführer. Auch in einem internen BKA-Papier heiße es, ihm könne "der Hauptanteil an der Tatvorbereitung für einen Sprengstoffanschlag in Deutschland zugeschrieben werden". Das BKA verwies auf AP-Anfrage an die Bundesanwaltschaft. Diese bestätigte lediglich, dass die Anklageerhebung in Kürze erfolgen werde. Zu allen anderen Inhalten der Berichte wollte sich der Sprecher nicht äußern. Laut "Spiegel" soll die Anklage Anfang September den Betroffenen zugestellt werden.
Der Verhaftung des Trios am 4. September 2007 im sauerländischen Medebach-Oberschledorn ging ein Großeinsatz der Terrorabwehr voraus: Hunderte Beamte waren im Einsatz. Insgesamt werteten die Ermittler laut "Focus" 2.600 Asservate aus, mehr als 288.000 Dateien wurden untersucht, Dutzende Phonetiker analysierten die belauschten Gespräche der Verdächtigen, IT-Experten durchforschten 65 PCs, Laptops und Festplatten mittels forensischer Untersuchungssoftware auf verborgene Dateien.
Sprengzünder größtenteils unbrauchbar
Die Gesamtausgaben der Drei für die Tatvorbereitungen beziffert das BKA laut "Spiegel" auf ungefähr 9.000 Euro. Von den insgesamt 26 bereits beschafften Sprengzündern der mutmaßlichen Terroristen seien einem BKA-Gutachten zufolge die meisten nicht geeignet gewesen, "Sprengstoffe zu initiieren". Offenbar seien sie feucht geworden. Schon vor der Festnahme hatten die Ermittler heimlich die zwölf Fässer mit Chemikalien für den Bombenbau ausgetauscht, um jede Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen.