Paris Sarkozy-Partei steht vor Auflösung
Paris · Die Gefahr einer Spaltung der größten französischen Oppositionspartei UMP wird zunehmend konkreter. Der im Kampf um den Vorsitz unterlegene Kandidat François Fillon kündigte gestern die Bildung einer eigenen Gruppe im Parlament an. Gleichzeitig forderte Fillon, der von 2007 bis 2012 unter Staatspräsident Nicolas Sarkozy das Amt des Premierministers bekleidet hatte, ultimativ eine Neuwahl des Parteivorsitzenden.
Fillons Rivale Jean-François Copé war am Montag nach neuerlicher Überprüfung der Urwahlergebnisse als Vorsitzender bestätigt worden. Copé lehnt eine Neuwahl weiterhin strikt ab. Dagegen berichteten französische Medien, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy befürworte eine Neuwahl, um das Schauspiel der Selbstzerfleischung der von ihm mitbegründeten Partei zu beenden.
Auf Druck von Sarkozy trafen sich die beiden Streithähne gestern Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch. Bei dieser Gelegenheit soll Copé seinem Rivalen vorgeschlagen haben, eine Abstimmung unter den Parteimitgliedern darüber abhalten zu lassen, ob diese eine Wiederholung der Wahl des UMP-Vorsitzenden wünschen.
Fillon hatte zuvor bereits angekündigt, die neue konservative Gruppe im Parlament werde nach einer Neuwahl des Parteivorsitzenden sofort wieder aufgelöst. Im Fall einer Neuwahl würde auch die geplante Klage vor Gericht gegen das umstrittene Ergebnis der Urwahl des UMP-Vorsitzenden fallengelassen. "Ich fordere Jean-François Copé auf, innerhalb von drei Monaten eine Neuwahl für die Parteimitglieder zu organisieren", sagte Fillon. Sollte sein Appell fruchten, "können wir gemeinsam die UMP retten". Im Fall einer Ablehnung werde er "alle politischen Konsequenzen" ziehen, orakelte Fillon, ohne diese jedoch genauer zu präzisieren.
Die Überprüfung der Ergebnisse der Urwahl hatte bei 175 000 abgegebenen Stimmen einen Vorsprung von 952 Stimmen für Copé ergeben. Bei der ersten Zählung war Copés Vorsprung lediglich mit 98 Stimmen beziffert worden.
