"Sandy" überflutet New York

Der größte Sturm der US-Geschichte hat die Ostküste ins Chaos gestürzt. Mindestens 39 Menschen starben, acht Millionen sind ohne Strom. Mehrere Atomkraftwerke wurden notabgeschaltet, in New York brannten 100 Häuser.

New York (RP) Stromausfälle, Brände und Überschwemmungen: Der Hurrikan "Sandy" hat entlang der US-Ostküste eine Spur der Verwüstung gezogen. Die Zahl der Toten in den USA stieg gestern auf mindestens 39, mehr als 8,2 Millionen Menschen im gesamten Osten des Landes saßen im Dunkeln. Fluggesellschaften mussten mehr als 15 000 Flüge streichen. US-Präsident Barack Obama sagte eine Woche vor der Wahl vorerst alle weiteren Wahlkampfauftritte ab.

Besonders hart getroffen wurden die Küstengegenden. In New Jersey, wo der Sturm am Montagabend auf Land getroffen war, versuchten Einsatzkräfte Hunderte zu retten, nachdem dort eine Sturmflut zwei Städte unter Wasser gesetzt hatte. "Das Ausmaß der Zerstörung an der Küste von New Jersey gehört zum Schlimmsten, was wir jemals gesehen haben", sagte Gouverneur Chris Christie.

Auch New York – vor allem der Süden Manhattans – bot ein Bild der Zerstörung. Bis zu vier Meter hohe Wellen strömten über die Uferverbauungen, tiefer liegende Straßen und U-Bahn-Tunnel wurden überflutet. Ein Großbrand zerstörte in einem überschwemmten Bezirk des Stadtteils Queens bis zu 100 Häuser. Die Wall Street blieb den zweiten Tag in Folge geschlossen, soll aber heute wieder öffnen. In der Millionenmetropole seien beim Durchzug von "Sandy" zehn Menschen gestorben, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Etwa 750 000 Menschen dort seien ohne Strom. Es könnte bis zu drei Tage dauern, bis die Stromversorgung wieder läuft. Präsident Obama rief für New York und Long Island den Notstand aus.

Probleme bereitete "Sandy" auch mehreren Atomkraftwerken im Osten der USA. In der ältesten Anlage des Landes wurde wegen Hochwassers infolge des Sturms ein Alarm ausgerufen, in einem weiteren Kraftwerk wurde ein Reaktor abgeschaltet. Der Alarm betraf das Kraftwerk Oyster Creek im Staat New Jersey. Dort stieg der Pegel im Kühlwasser-Reservoir durch die reguläre Flut, die Windrichtung und das Hochwasser extrem. Der deutsche Nuklearexperte Stephan Kurth vom Öko-Institut sieht per Ferndiagnose keine Gefahr, dass Radioaktivität austritt. "Aber die Situation ist brenzlig", sagte er. "Ein Teil der Sicherheit ist schon eingebüßt, weil durch das Hochwasser Anbindungen in die Umgebung verloren gehen können – zum Beispiel an das Stromnetz." Der Sturm richtete nach Expertenschätzung Schäden zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar an.

In Frankfurt und anderen deutschen Großstädten, unter anderem Düsseldorf, wurden etliche Flüge in die USA gestrichen. Außerdem fielen zwölf Flüge von der amerikanischen Ostküste nach Frankfurt aus. Schon in den Vortagen waren wegen des Wirbelsturms Verbindungen abgesagt worden.

(RP)
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