Moskau Russland erwartet massive Flucht westlichen Kapitals

Moskau · Der Kreml rechnet wegen der Krim-Krise mit massiven Kapitalabflüssen. Vizewirtschaftsminister Andrei Klepach erwartet, dass im ersten Quartal bis zu 70 Milliarden Dollar (51 Milliarden Euro) abgezogen wurden. Das würde bedeuten, dass innerhalb von drei Monaten mehr Geld das Land verlassen hätte als im gesamten vergangenen Jahr. 2013 waren insgesamt 63 Milliarden Dollar (46 Milliarden Euro) aus Russland abgeflossen.

Insgesamt nehmen die Befürchtungen zu, dass die Sanktionen die russische Wirtschaft in die Rezession ziehen. Die staatliche russische VTB-Bank glaubt, dass Russlands Wirtschaftsleistung mindestens für zwei Quartale schrumpfen wird. Ferner werde die Kapitalflucht aus Russland im ersten Quartal den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008 erreichen, schätzt Klepach.

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat angesichts der Krim-Krise einen leichten Dämpfer erhalten. Erstmals seit Oktober sank der Ifo-Geschäftsklimaindex im März von 111,3 auf 110,7 Punkte, wie das Ifo-Institut gestern in München mitteilte. Fachleute hatten mit einem Rückgang auf 110,9 Punkte gerechnet. Der Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. "Die Krise der Schwellenländer und die Ereignisse auf der Krim zeigen ihre Wirkung", sagte Ifo-Präsident Hans Werner Sinn.

Nach Einschätzung des Münchner Instituts würden umfassende Wirtschaftssanktionen Russland deutlich stärker treffen als die EU. Nach Ifo-Berechnungen machen die Ausfuhren Russlands in die EU 15 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Umgekehrt sei es nur etwa ein Prozent.

(RP)
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