Ärmelkanal Russische Kriegsschiffe laut Nato nur auf der Durchreise

Brüssel/Berlin · Die Nato zeigt sich hinsichtlich der Einfahrt russischer Kriegsschiffe in den Ärmelkanal gelassen: "Nach unseren Erkenntnissen sind die Schiffe auf der Durchreise und wurden vom schlechten Wetter aufgehalten", erklärte die Militärallianz am Freitag in Brüssel. "Sie führen aber keine Manöver durch, wie es uns manche russische Schlagzeilen glauben machen wollen."

 Der Raketenkreuzer "Warjag".

Der Raketenkreuzer "Warjag".

Foto: dpa, wst

Die Bundesregierung reagierte weniger besorgt als pikiert. Mit seinem Vorgehen sende Russland nicht unbedingt ein Zeichen, das den Wunsch nach einer Deeskalation unterstreiche, sagte eine Regierungssprecherin. Sowohl die Nato als auch Russland haben die Zahl ihrer Manöver wegen der Ukraine-Krise erhöht. Die Bundesregierung schloss eine militärische Unterstützung der Ukraine jedoch erneut aus und sagte lediglich zu, eine Bitte des Landes um Dieselmotoren zu prüfen.

Auch das Verteidigungsministerium zeigte sich angesichts der vier russischen Kriegsschiffe im Ärmelkanal gelassen. "Für uns ist das keine dramatische Situation", sagte ein Sprecher. Er verwies darauf, dass sich die Schiffe in internationalen Gewässern befänden. In Marine-Kreisen hieß es: "Das ist überhaupt nichts Besonderes und auch keine Provokation, sondern ein ganz normales Verfahren." Der russische Verband sei durch den Ärmelkanal unterwegs in den Nordostatlantik und halte während der Fahrt Übungen ab. Dies sei üblich und etwas anderes als ein Manöver, das einen größeren Umfang hätte. Auch die französische Marine erklärte, der Aufenthalt russischer Kriegsschiffe im Ärmelkanal sei nicht ungewöhnlich.

Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti wird der Verband vom U-Boot-Jagdschiff Seweromorsk angeführt und passierte die engste Stelle des Kanals in der Nähe von Calais. Nun ankere er in einer Bucht vor der Normandie in neutralen Gewässern, um das Ende eines Sturms abzuwarten. Dort sollten die U-Boot-Abwehr- und Rettungsmaßnahmen für den Fall eines Brandes oder Wassereinbruchs an Bord trainiert werden. Ria berief sich auf eine Pressemitteilung der Nordflotte. Das russische Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Ukraine befürchtet Winteroffensive der Separatisten

Die Bundesregierung prüft unterdessen eine Bitte der Ukraine um Dieselmotoren für ihre Streitkräfte. Außenminister Pawlo Klimkin sagte der "Bild", die Armee benötige Motoren für ihre Truppentransporter. Sein Land befürchte angesichts massiver russischer Truppenbewegungen in den vergangenen Wochen eine Winteroffensive der Separatisten im Osten des Landes. Einige Nato-Staaten wie die USA oder Litauen debattieren darüber, ob die Ukraine auch Waffen erhalten soll.

Im Osten der früheren Sowjetrepublik toben seit Monaten Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. Die Gewalt hält trotz einer im September vereinbarten Waffenruhe an. Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die Rebellen mit Soldaten und Waffen zu unterstützen. Die Regierung in Moskau weist dies zurück.

Immer mehr Deutsche befürworten einer Umfrage zufolge die Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die im Zuge der Krise verhängt wurden. 58 Prozent der Befragten unterstützten die Strafmaßahmen trotz wirtschaftlicher Nachteile für Deutschland, ergab eine Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer. Im Oktober seien es noch 52 Prozent gewesen. Drei Viertel der Deutschen befürworten demnach auch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Ton gegenüber der russischen Führung verschärft hat.

(REU)
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