Russland gegen vorschnelles Urteil über Rüstungsbericht Rüstungsinspektoren kontrollieren Universitätscampus

Bagdad/New York (rpo). Am Dienstag standen mehrere Labors der Universität von Bagdad auf dem Prüfplan der UN-Waffenkontrolleure. Unterdessen wandte sich Russland gegen ein vorschnelles Urteil über den vom Irak vorgelegten Rüstungsbericht.

Betroffen waren Einrichtungen in der medizinischen und der biotechnologischen Fakultät. Laut einer UN-Erklärung kontrollierten die Experten am Montag bereits das gesamte Gebäude des Instituts für Bio- und Gentechnik der Universität. Dabei handele es sich um eine "neue Einrichtung", die in dem jüngsten irakischen Bericht enthalten sei. Einzelheiten wurden nicht genannt.

Russland wandte sich unterdessen gegen ein vorschnelles Urteil über den vor einer Woche vorgelegten Rüstungsbericht der irakischen Regierung. Erst sollten die zuständigen Fachleute der Vereinten Nationen ihr Urteil über das 12.000 Seiten umfassende Material abgeben, erklärte am Montag der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow in New York. Er kritisierte damit indirekt die USA, die den Bericht als unvollständig eingestuft haben.

Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten haben sich die anderen vier ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats, die den Bericht ebenfalls erhalten haben, mit einer Stellungnahme bisher zurückgehalten. Die Leiter der UN-Abrüstungskommission für Irak (UNMOVIC) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Hans Blix und Mohamed ElBaradei, wollen dem Sicherheitsrat am Donnerstag eine erste Einschätzung zu dem irakischen Bericht geben.

Der amerikanische Außenminister Colin Powell erklärte am Montag in Washington, dass die bisherigen Informationen über den Bericht die von Anfang an bestehende Skepsis bestätigt hätten. Die US-Regierung berate daher mit den internationalen Rüstungsinspektoren und den anderen Mitgliedern des Sicherheitsrates, wie jetzt weiter vorzugehen sei. "Die internationale Gemeinschaft hat eine Verpflichtung zu handeln und alles zu tun, was notwendig ist, um Irak seine Massenvernichtungswaffen zu nehmen", sagte Powell und fügte hinzu: "Dies schließt den Einsatz militärischer Gewalt mit ein."

Das britische Verteidigungsministerium wies am Dienstag einen Bericht des Boulevardblatts "The Sun" als Spekulation zurück, wonach Großbritannien Handelsschiffe zum Transport von Panzern und Truppen für einen Angriff auf Irak gemietet habe. Ohne Quellenangabe hieß es in dem Bericht, 300.000 britische und US-Soldaten würden nach Irak entsandt. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, ein Militäraktion stehe nicht unmittelbar bevor. Der diplomatische Weg zur Lösung des Problems werde weiter verfolgt.

Das Pentagon startete am vergangenen Donnerstag über Irak eine Propaganda-Kampagne, wie am Montag bekannt wurde. In nächtlichen Rundfunksendungen, die von US-Flugzeugen über der südlichen Flugverbotszone ausgestrahlt werden, werden gegen Staatschef Saddam Hussein gerichtete Sendung verbreitet. Über Frequenzen und Sendezeiten wurden die Iraker in Flugblättern unterrichtet, die zu hunderttausenden über der Flugverbotszone abgeworfen wurden. Die Sendungen richten sich nach Angaben des Pentagons an die Bevölkerung und die Armee.

(RPO Archiv)
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