Frankfurt/M. Ruander in Frankfurt wegen Völkermords verurteilt

Frankfurt/M. · Wegen eines Massakers in einer ruandischen Kirche ist ein früherer afrikanischer Bürgermeister in Deutschland zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Es ist das erste Urteil eines deutschen Gerichts zu einem Massaker während des Völkermordes in Ruanda. Der Mann habe seine Anhänger 1994 zu dem Blutbad in der Ortschaft Kiziguro aufgestachelt und sich damit der Beihilfe zum Völkermord schuldig gemacht, urteilte das Oberlandesgericht Frankfurt.

In Kiziguro waren mindestens 400 Menschen ums Leben gekommen. Manche Zeugen sprechen von mehr als 1000 Toten. Das Massaker wurde vor einem deutschen Gericht verhandelt, weil der Angeklagte aus Ruanda geflohen war und 2002 in Hessen Asyl beantragt hatte. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mann wurde nicht ausgeliefert, weil ein faires Strafverfahren in Ruanda als nicht gewährleistet gilt.

Insgesamt wurden in dem ostafrikanischen Staat 1994 nach Schätzungen 800 000 Menschen von Milizen aus dem Volk der Hutu ermordet – Angehörige des Volks der Tutsi und gemäßigte Hutus. Der Angeklagte, ein Hutu, war mit seiner Gemeinde vor Gefechten geflohen. In Kiziguro gab er nach Erkenntnissen des Gerichts gemeinsam mit den dortigen Autoritäten einem wütenden Mob den Befehl zum Angriff. Der Ex-Bürgermeister hat die Vorwürfe bestritten; seine Verteidiger kündigten Revision an.

(RP)
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