"Fiasko", "Stümperei" — Roma-Abschiebung stürzt Frankreich in Regierungskrise

Paris · "Fiasko", "Stümperei" – in Politik und Medien schlagen in Frankreich die Wellen der Entrüstung hoch. Grund ist der verpatzte Schlichtungsversuch von Staatspräsident François Hollande in der Abschiebungsaffäre "Leonarda".

"Fiasko", "Stümperei" — in Politik und Medien schlagen in Frankreich die Wellen der Entrüstung hoch. Grund ist der verpatzte Schlichtungsversuch von Staatspräsident François Hollande in der Abschiebungsaffäre "Leonarda".

Hatte er zum Fall des bei einem Schulausflug festgenommenen und mitsamt ihrer Familie in das Kosovo abgeschobenen Mädchens zunächst tagelang geschwiegen, entschloss er sich jetzt, per TV-Ansprache einzugreifen. Doch statt den Streit um die Ausweisung zu entschärfen, hat Hollande genau das Gegenteil erreicht: Sein fragwürdiges Angebot, Leonarda Dibrani müsse sich zwischen Frankreich und ihrer Familie entscheiden, entzündete eine erneute empörte Debatte und löste eine mittlere Regierungskrise aus. Nicht nur Linksextreme und Konservative sind sich in seltener Einmütigkeit einig in ihrer Kritik am Präsidenten, auch die eigene sozialistische Regierungspartei gerät außer Fassung. "Die Linke ist in Auflösung", titelte die Zeitung "Libération". Hollande, vor der Wahl "zwischen zwei schlechten Lösungen", habe es geschafft, "eine dritte, noch schlechtere" zu finden, schrieb der konservative "Figaro".

Leonarda hatte auf Hollandes Angebot geantwortet: "Ich gehe nicht allein zurück nach Frankreich, ich verlasse meine Familie nicht."

(RP)
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