Persönlich Rodrigo Duterte . . . will auch Putin umgarnen

Fast vier Jahre brauchte der Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag, um die Klage der Philippinen gegen Chinas pauschale Besitzansprüche auf das Südchinesische Meer zu entscheiden. Nur einen Tag hingegen brauchte der neue philippinische Präsident Rodrigo Duterte, um die Bedeutung des Urteils für Manila zu entwerten.

Der 71-Jährige, der in seiner Heimat die Todesstrafe wieder einführen möchte und Verbündete wie Barack Obama und sogar den Papst bereits als "Hurensohn" bezeichnete, marginalisierte den Schiedsspruch zum Auftakt seines Staatsbesuch in Peking zum "Stück Papier". Der Streit um das Südchinesische Meer gehöre bei seinen Gesprächen mit Chinas Führung auf den "Rücksitz". Duterte hielt Wort: Im chinesisch-philippinischen Kommuniqué zur Wiederherstellung einer "jahrhundertealten Freundschaft" fehlt jeder Hinweis auf Den Haag. Beide Seiten wollen den im Juli noch gefährlich eskalierenden Streit nun über"freundliche Konsultationen bilateral beilegen, ohne Drohungen und ohne Gewaltanwendung".

Dass Duterte sich darauf einlässt, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, unterstreicht die Besonderheit des Vorgangs. Denn bislang war Gewalt für den vierfachen Vater eigentlich ein Allheilmittel. Bei seinem Amtsantritt rief er zur Ermordung von Drogenhändlern und -süchtigen auf, der Polizei erteilte er Exekutionsbefehle. Noch unfassbarer: Bezüglich der Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer Australierin in seiner Heimatstadt Davao im Jahr 1989 sagte er, dass er bedaure, als Bürgermeister nicht zuerst herangelassen worden zu sein.

In Davao wird Peking nun übrigens auch ein Generalkonsulat eröffnen. Nach der Unterzeichnungszeremonie rief Duterte aus: "Amerika hat mich verloren." Er habe sich mit China verbunden. "Vielleicht gehe ich auch nach Russland und sage es Putin. Jetzt stehen wir zu dritt da gegen die Welt, China, Philippinen und Russland."

(RP)
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