Grüne haben neue Doppelspitze „Wir sind die Unbeugsamen“

Berlin · Die Grünen wählen die Parteilinke Ricarda Lang und den Außenpolitiker Omid Nouripour zu den neuen Vorsitzenden. Die neue Doppelspitze führt eine Partei in Regierungsverantwortung und muss gewachsene Erwartungen schultern

 Vorgänger und Nachfolger: Die scheidenden Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck im Gespräch mit Omid Nouripour beim Parteitag im Berlin.

Vorgänger und Nachfolger: Die scheidenden Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck im Gespräch mit Omid Nouripour beim Parteitag im Berlin.

Foto: AFP/JOHN MACDOUGALL

Kein Radrennen an diesem Tag im Velodrom. Keine Runden an der anaeroben Schwelle. Aber doch ein Debattenrennen. An der grünen Satzungsschwelle. Noch ist Omid Nouripour nicht im Saal. Wo ist der Kandidat nur? Auch Ricarda Lang, die mit Nouripour für die neue Grünen-Doppelspitze kandidiert, fehlt. Sie ist Corona-krank. Um 13.16 Uhr ist Nouripour, bislang einfaches Parteimitglied, dann an jenem Ort, an dem er rund vier Stunden später zum neuen Grünen-Co-Vorsitzenden gewählt werden wird. Velodrom, Berlin-Friedrichshain, normalerweise Platz für 12 000 Zuschauer. An diesem Samstag sind nur rund 300 Personen zugelassen. Annalena Baerbock ist da schon seit Stunden in der Halle. Noch ist die Außenministerin auch zugleich noch Co-Vorsitzende der Grünen, ebenso Robert Habeck. Sie kennen ihre Partei und ihre Leidenschaft, lange und ausgiebig zu diskutieren. Änderungsanträge bei Parteitagen gehören zu den Grünen wie die Sonnenblume zum Parteiemblem. Zuletzt hatten selbst größte Antragsprofis bei den Grünen den Überblick verloren, als einzelne Delegierte oder Kreisverbände beim Wahlparteitag im vergangenen Jahr unglaubliche 3500 Änderungsanträge eingereicht hatten. Das ist auch der Fluch des Erfolgs. Rund 125 000 Mitglieder, auf die die Grünen mittlerweile gewachsen sind, reichen einfach mehr Änderungsanträge ein als noch 20 000 Mitglieder aus den Anfangsjahren der Partei. Wenn der Grüne debattiert, dann gründlich.