Spardebatte Rheinische Kirche erwägt Aufgabe ihrer Schulen

Düsseldorf · Die Spardebatte der Evangelischen Kirche im Rheinland macht auch vor Bildungseinrichtungen nicht Halt. Weil in den kommenden Jahren die jährlichen Ausgaben um 20 Millionen Euro gesenkt werden sollen, wird intern erwogen, ob sich die Kirche komplett aus der Trägerschaft von Schulen zurückziehen sollte.

 Der Präses der Evangelischen Kirche, Manfred Rekowski, will einen harten Sparkus antreten.

Der Präses der Evangelischen Kirche, Manfred Rekowski, will einen harten Sparkus antreten.

Foto: Christoph Goettert

Das geht aus den Unterlagen für die Landessynode im Januar hervor, die in dieser Woche an die 214 Synodalen verschickt wurden und die unserer Redaktion vorliegen. Heute wollen Präses Manfred Rekowski und Kirchenamtschef Johann Weusmann die ersten Sparvorschläge vorstellen.

In einem Beschlussantrag listet die Kirchenleitung mehr als 140 einzelne Posten auf, die die rheinische Landeskirche jeweils um Beträge zwischen 1000 und 400.000 Euro jährlich entlasten sollen. Über diese Streichliste mit einem Gesamtumfang von gut 8,2 Millionen Euro soll die Landessynode im Januar entscheiden — als erste Etappe des mehrstufigen Sparprozesses, die bis 2015 umgesetzt sein soll.

Zehn Schulen und drei Internate

Den größten Anteil an den geplanten Einschnitten (fast 2,5 Millionen Euro) hat die Bildungsabteilung im Kirchenamt. Die rheinische Kirche ist derzeit Trägerin von zehn Schulen und drei Internaten mit rund 8000 Schülern. In NRW betreibt sie Gymnasien in Düsseldorf, Bonn, Aachen, Windeck und Hilden, zwei Internate in Windeck und Hilden, zwei Realschulen in Hilden und Burscheid sowie die mobile "Schule für Zirkuskinder".

Die Realschulen in Hilden und Burscheid werden durch kirchliche Gesamtschulen ersetzt. Das Hildener Internat soll auslaufen; über die Übernahme des Internats in Meisenheim (Rheinland-Pfalz) durch die Kreuznacher Diakonie laufen Verhandlungen. Außerdem sollen Stellen nicht mehr besetzt werden, die etwa durch sinkende Schülerzahlen frei werden.

Die Vorschläge des zuständigen "Ausschusses für Aufgabenkritik" gehen aber noch weiter. "Soll die Evangelische Kirche im Rheinland auch zukünftig Schulträgerin sein", fragt der Ausschuss in einer Stellungnahme, "wenn ja, in welchem Umfang, unter welcher Voraussetzung, in welcher Organisationsform?" Die Frage solle "möglichst zeitnah" beantwortet werden, heißt es weiter. Entsprechende Vorschläge für die zweite, bis 2018 laufende Sparrunde werden von der Kirchenleitung derzeit erarbeitet.

"Präsenz der Kirche zentral wichtig"

Ähnliche Formulierungen wählt der Ausschuss in einem Schreiben an die Kirchenleitung, das der Vorlage beigefügt ist: "Die Präsenz der Evangelischen Kirche im Rheinland in Schulen wird für zentral wichtig gehalten; die Frage ist, ob dies in Schulen in evangelischer Trägerschaft geschehen muss." Dagegen appelliert die Bildungsabteilung in einem internen Präsentationsbogen: "Angesichts schulpolitischer Grundsatzdebatten braucht die Kirche zur Kommunikation des Evangeliums eigene Erfahrung und Feldkompetenz, um als Diskurspartner ernst genommen zu werden."

Die Kirchenleitung wolle die Sparvorschläge "offensiv bekanntmachen", schreibt Präses Manfred Rekowski in einem Begleitbrief an die Synodalen. Man sei sich bewusst, dass dies "Ängste und Unsicherheiten" auslöse. Die Kirche bemühe sich um sozialverträgliche Lösungen; betriebsbedingte Kündigungen könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden.

(RP)
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