Christchurch Religion per Mausklick ersetzt Priester im ewigen Eis

Christchurch · Es ist das Ende einer Ära: Die amerikanischen Forschungsstationen in der Antarktis haben die Dienste der katholischen Kirche gekündigt. Priester würden nicht mehr gebraucht, berichteten neuseeländische Medien. Seit 1957 hatte die katholische Diözese von Christchurch jedes Jahr fünf Priester ins Eis geschickt, um den Wissenschaftlern geistigen Beistand zu leisten. Doch aufgrund der guten Internetverbindung in der Antarktis finden immer mehr Forscher Trost in spirituellen Online-Angeboten.

Über die Jahre besuchten immer weniger Wissenschaftler die Gottesdienste und andere Angebote der Seelsorger. Ein einziger Ansprechpartner für alle Religionen müsse deswegen künftig ausreichen, hieß es. Einfach ist das Leben in der Antarktis dabei nach wie vor nicht. Im Winter sinkt die Durchschnittstemperatur dort auf minus 35 Grad Celsius. Sechs Monate lang herrscht absolute Dunkelheit, bevor das Tageslicht in den Sommermonaten zurückkehrt - und dann gleich für 24 Stunden am Tag. Das geht zweifellos an die menschliche Psyche.

Die USA betreiben drei Stationen, die das gesamte Jahr über besetzt sind, die bekannteste und größte ist die McMurdo-Station. Theoretisch können hier über 1250 Menschen untergebracht werden, doch die Zahl der Forscher ist in der jüngeren Vergangenheit wegen Einsparmaßnahmen stetig gesunken.

Die Verbliebenen fühlen sich aufgrund besserer Kommunikationsmöglichkeiten nicht mehr so isoliert wie noch vor Jahren. "Als ich vor 30 Jahren zum ersten Mal dort war, gab es keinen Außenkontakt außer Amateurfunk oder einem zweiminütigen Telefonat alle paar Monate", sagte der neuseeländische Priester Dan Doyle, der seit 1984 vierzehn Mal auf der McMurdo-Station stationiert war. Doch seitdem Internet über Satellit selbst aus der Antarktis den Kontakt zur Außenwelt einfach gestaltet, sind diejenigen, die Trost und Zuspruch in der Kapelle der Forschungsstation suchen, immer weniger geworden.

(RP)
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