Neues Gesetz SPD-Minister fordert Recht auf Homeoffice

Berlin · Arbeitsminister Heil fühlt sich von der Praxis in der Corona-Krise bestätigt. Er will ein Recht auf Homeoffice im Gesetz verankern. Die Wirtschaft übt Kritik, sie plädiert für eine freiwillige Übereinkunft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

 Eine Frau arbeitet mit Hörschutz im Homeoffice.

Eine Frau arbeitet mit Hörschutz im Homeoffice.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Arbeitgeber lehnen Pläne von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ab, das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich zu verankern. „Homeoffice hat sich in der Coronakrise bewährt“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, unserer Redaktion. Aber: In der Zeit danach dürfe die Erholung der Wirtschaft nicht durch steigende Arbeitskosten und zusätzliche Bürokratie gefährdet werden. „Deshalb sagt der Mittelstand jetzt klar Nein zu einem generellen Recht auf Homeoffice.“ Statt einer gesetzlichen Regelung müsse es eine freiwillige Übereinkunft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geben, so Ohoven.

Heil hatte in der „Bild am Sonntag“ angekündigt, ein neues Gesetz für ein Recht auf Homeoffice bis Herbst vorlegen zu wollen. „Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist“, sagte Heil. „Man darf entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche.“ Ersten vorsichtigen Schätzungen zufolge sei die Zahl der Arbeitnehmer im Homeoffice in der Corona-Krise von zwölf auf 25 Prozent aller Beschäftigten gestiegen. Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) pries ebenfalls die Vorzüge des Arbeitens von zu Hause aus. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD taucht das Wort Homeoffice nicht auf.

Kritik kam auch von der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände. Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter sagte: „Politische Ladenhüter aus der Zeit vor dem größten Wirtschaftsrückgang seit vielen Jahrzehnten aufzuwärmen, wirkt etwas aus der Zeit gefallen.“ Es brauche ein Belastungsmoratorium statt weiterer Vorgaben, die Wachstum und Flexibilität beschränken. Mit Homeoffice allein könne die Wirtschaft nicht am Laufen gehalten werden.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt stellt sich hingegen an die Seite der SPD. „Es ist längst an der Zeit, dass aus dem Privileg, das bisher nur für wenige gilt, ein Anspruch auf Homeoffice für viele wird. Wer möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll von zuhause aus arbeiten können“, sagte sie. Damit Arbeiten von zuhause überhaupt technisch reibungslos möglich sei, brauche es endlich auch einen Rechtsanspruch auf schnelles Internet.

(jd/dpa)
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