Persönlich Recep Tayyip Erdogan ... schreibt Amerikas Geschichte um

Wenn Wladimir Putin jetzt auch noch behaupten würde, die Russen hätten Amerika entdeckt, würde sich im Westen wahrscheinlich kein Mensch mehr wundern. In Russland hingegen wäre das Hallo natürlich mal wieder riesengroß. Diesmal aber ist Recep Tayyip Erdogan schneller gewesen: Der türkische Staatspräsident erklärte am Wochenende, die Türken hätten Amerika entdeckt. Und zwar schon 314 Jahre vor Christoph Columbus, mithin 1178. Auch in diesem Fall hält sich das Erstaunen in ziemlich engen Grenzen. Denn Erdogan ist wie sein russischer Kollege ein Freund steiler Thesen, wenn es darum geht, die Seele des eigenen Volkes zu streicheln. Vor allem, wenn so einiges im Land im Argen liegt. Aber der Reihe nach: "Kolumbus erwähnt in seinen Erinnerungen die Existenz einer Moschee auf einem Berggipfel an der kubanischen Küste", so Erdogan. Es wäre doch toll, an demselben Ort eine neue Moschee zu errichten. Darüber wolle er mit seinen "kubanischen Brüdern" sprechen.

Tatsächlich ist der Forschung ein entsprechender Tagebucheintrag von Kolumbus bekannt. Experten deuten ihn indes völlig anders: Der Entdecker beziehe sich auf den Vorsprung auf einem Gipfel, der an eine Kuppel oder das Minarett einer Moschee erinnere.

Egal. Recep Tayyip Erdogan kann etwas Ablenkung gut gebrauchen. Der Unmut seiner Landsleute über den fast eine halbe Milliarde Euro teuren, mitten in einem Naturschutzgebiet errichteten Präsidenten-Palast kocht gerade wieder hoch, nachdem die Architektenkammer in Ankara bekanntgegeben hat, Erdogan plane, den Protzbau um eine Residenz für sich selbst zu erweitern - was auf 250 zusätzliche Zimmer hinauslaufe. Doch ist das etwa übertrieben für den Präsidenten jenes Volkes, das einst Amerika entdeckte?

Pech für Putin! Ihm bleibt jetzt nur noch die Story, die Russen wären als erste auf dem Mond gewesen...

Martin Bewerunge

(RP)
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