Kommentar zum Wohnungsmangel Raus aus der Komfortzone
Berlin · Das Schwarze-Peter-Spiel beim Wohnungsmangel zwischen Bund, Ländern und Kommunen muss aufhören. Es braucht einen klugen Instrumentenmix, um das Problem in den Städten in den Griff zu kriegen. Das geht wohl leider nicht ohne unbequeme Schritte.
Jeder redet über die Wohnungsknappheit in deutschen Städten. Seit Jahren. Und es hat sich schon einiges getan. Etwa die Grundgesetzänderung, die eine Verstetigung der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau ermöglicht. Doch das reicht längst nicht aus. Wenn die Bürgermeister besonders belasteter Großstädte die Beseitigung des Mangels wirklich ernst nehmen, müssen sie sich ehrlich machen und das ihren Wählern auch so erklären: Es wird ohne neues Bauland – ja, auch auf mancher Grünfläche oder in mancher Kleingartenkolonie – nicht mehr gehen. Es wird auch nicht ohne Verdichtung gehen, ohne den Ausbau von Dachgeschossen etwa. Auflagen und Industrienormen gehören überprüft, sodass Bauen wieder günstiger wird. Dieses Mammutproblem der heutigen Zeit, das reichlich sozialen Sprengstoff birgt, lässt sich nur mit einem klugen Instrumentenmix in den Griff bekommen. Eine gezielte Förderung ist wichtig, nicht etwa ein Baukindergeld nach dem Gießkannenprinzip. Bund, Länder und Kommunen müssen an einem Strang ziehen. Doch leider lässt der Bundesinnenminister, auf dessen Visitenkarte auch die Zuständigkeit für Bauen und Heimat steht, bisher nicht ausreichend Leidenschaft bei dem Thema erkennen, um alle mit an Bord zu holen.