Gaza / Tel Aviv Raketen auf Israel, Angriffe auf Gaza

Gaza / Tel Aviv · Erstmals feuert die Hamas Geschosse auf Jerusalem. Israel zieht an der Grenze Panzer und Geschütze zusammen.

Die Furcht vor einem neuen Nahostkrieg wächst. Im blutigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Streifen griffen die Radikal-Islamisten nicht nur erneut Tel Aviv, sondern auch Jerusalem mit Raketen an. Damit wird ein Einmarsch der israelischen Armee in den Gaza-Streifen immer wahrscheinlicher. Die Einberufung von 16 000 Reservisten läuft. Panzer und Geschütze sind an der Grenze zusammengezogen.

In Jerusalem, der Stadt, die drei Religionen heilig ist, sitzt der Schock über den Beschuss tief, Menschen gerieten in Panik und flohen in Schutzräume. Die Rakete schlug nach Polizeiangaben auf freiem Feld südöstlich der Stadt nahe der Siedlung Gusch Ezion ein. Die auf Tel Aviv abgefeuerte Rakete stürzte ins Meer. Die Hamas kündigte an, verstärkt Raketen vom Typ Fadschr 5 aus iranischer Produktion auf Israel abzufeuern. Die Geschosse verfügen über eine Reichweite von 75 Kilometern und können die israelischen Metropolen erreichen.

Die für den mehrstündigen Besuch des ägyptischen Ministerpräsidenten Hischam Kandil in Gaza vereinbarte Waffenruhe hielt nicht. Israelis und Palästinenser warfen sich gegenseitig den Bruch der Vereinbarung vor. Kandil zeigte sich demonstrativ mit einem getöteten achtjährigen Kind im Arm.

Nach der Abreise Kandils gingen die Attacken mit unverminderter Härte weiter. Binnen zwei Stunden feuerten die Palästinenser rund 50 Raketen ab, die israelischen Streitkräfte reagierten mit Luftangriffen. Insgesamt gibt die Armee die Zahl ihrer Angriffe mit mehr als 600 an. Fast 350 Raketen der Islamisten hätten Israel getroffen. Dutzende Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden. 27 Palästinenser starben, darunter zwölf Zivilisten, aber auch ein Hamas-Kommandeur. Zudem wurden drei israelische Zivilisten getötet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel betrachtet die Entwicklung mit Sorge und erklärte: "Verantwortlich für den Ausbruch der Gewalt ist die Hamas durch ihre Raketenabschüsse. Es gibt für die Gewalt keinerlei Rechtfertigung, zumal die israelische Zivilbevölkerung massiv betroffen ist."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnete die palästinensischen Angriffe als eine neue Dimension der Bedrohung für die Menschen in Israel. Dieser tagtägliche Terror sei "viel zu oft ignoriert und stillschweigend hingenommen" worden. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte: "Für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist es schwer zu ertragen, wie wenig Empathie der jüdische Staat hierzulande erhält."

(RP)
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