Außenminister hatte dies vor Gericht bestritten RAF-Terroristin wohnte 1973 bei Joschka Fischer

München (dpa). Die RAF-Terroristin Margrit Schiller hat nach eigenen Angaben im April 1973 für einige Tage in der Frankfurter Wohnung von Joschka Fischer gewohnt. Dies berichtet „Focus“ unter Hinweis auf Schillers 1999 erschienener Autobiografie.

In der vergangenen Woche hatte Außenminister Fischer (Grüne) als Zeuge im Frankfurter Mordprozess gegen Hans-Joachim Klein auf eine Frage des Staatsanwalts erklärt, Margrit Schiller (Foto) habe nie bei ihm gewohnt. Er sei kein „Herbergsvater“ für Terroristen, hatte Fischer erklärt. Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch warf der Union eine „Kampagne“ gegen Fischer vor.

Der Fischer-Biograf Christian Schmidt sagte dem „Focus“, nach wie vor stehe sein Informant Udo Riechmann zu einer eidesstattlichen Versicherung, die Fischer schwer belaste. Laut Riechmann soll Fischer bei einer Veranstaltung der militanten Frankfurter Szene den Einsatz von Molotow-Cocktails für eine Demonstration am 10. Mai 1976 befürwortet haben. Bei der Demonstration wurde ein Polizist durch einen Brandsatz schwer verletzt.

Der frühere SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine kritisierte Fischer und zog eine Linie von dessen Vergangenheit als Straßenkämpfer bis zu seinem Wirken als Minister. Als Fischer Steine geworfen habe, habe er das Recht nicht auf seiner Seite gehabt, schrieb Lafontaine in der „Bild“-Zeitung. „Als er Madeleine Albright folgte und im Kosovo-Krieg nicht Molotow-Cocktails, sondern Bomben werfen ließ, hatte er das internationale Recht nicht auf seiner Seite“, meinte Lafontaine.

Der frühere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel übte heftige Kritik an der 68er Studentenbewegung. „Die Steinewerfer, die Schläger, Alt- Kommunisten und Alt-Sozialisten von damals sitzen heute in der Regierung, bewahren und wollen nichts verändern“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“. Laut Henkel, der nach eigenen Angaben früher eine gewisse Sympathie für die Protestbewegung hatte, hat sie das deutsche Bildungsniveau eingeebnet und den Wettbewerb an den Universitäten außer Kraft gesetzt.

Schlauch sagte dem in Bremen erscheinenden „Kurier am Sonntag“, „es geht der Opposition einzig und allein um eine Kampagne, der Außenminister Fischer von heute sei im Kern derselbe wie damals“. Sie wolle Fischer „erledigen“ und damit die Koalition zu Fall bringen.

(RPO Archiv)
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