Vorschläge zu Wahlen und eigener Verfassung Putin spricht mit ranghohen Tschetschenen

Moskau (rpo). Schneller als erwartet ist der russische Präsident Wladimir Putin am Sonntag im Kreml mit ranghohen Moskau-treuen Vertretern der Tschetschenen zusammengetroffen.

Zwei Wochen nach dem Geiseldrama in Moskau hat sich der russische Präsident Wladimir Putin für ein Verfassungsreferendum in Tschetschenien und anschließende Neuwahlen ausgesprochen. Verhandlungen mit den Rebellen in der Kaukasusrepublik lehnte er erneut kategorisch ab. Bei einem Treffen mit moskautreuen tschetschenischen Politikern im Moskauer Kreml warf er am Sonntag dem gewählten Präsidenten der Kaukasusrepublik, Aslan Maschadow, vor, sich für den Weg der Gewalt entschieden zu haben.

Maschadow wählen, heißt Krieg wählen

"Diejenigen, die Maschadow wählen, wählen Krieg", sagte Putin. "Anstelle von Verhandlungen hat er den Weg des Terrors gewählt, und er steht hinter dem Abschaum, der hunderte von Menschen als Geiseln genommen hatte." Dem Geiseldrama in einem Moskauer Musical-Theater sind bis Sonntag 128 Menschen zum Opfer gefallen; viele Geiseln starben nach dem Einatmen eines von den russischen Sicherheitskräften in den Saal geleiteten Gases.

Putin sagte der tschetschenischen Delegation, bis vor kurzem habe er keine Eile mit politischen Reformen in Tschetschenien gehabt. "Wenn Sie jetzt denken, dass es an der Zeit ist, diesen Prozess zu aktivieren, dann stimme ich Ihnen zu." Der tschetschenische Großmufti Achmed Schamajew wies Putin darauf hin, dass russische Razzien, bei denen geraubt werde und Menschen verschwünden, den Rebellen junge Leute in die Arme trieben. "Die Menschen werden Maschadow nicht folgen, wenn wir nicht die Menschenrechte verletzen", sagte Schamajew. Allein in der vergangenen Woche seien 44 Zivilisten in Tschetschenien verschwunden.

Friedenskonferenz von Menschenrechtsaktivisten

Russische Menschenrechtsaktivisten, liberale Politiker und tschetschenische Delegierte suchten am Wochenende auf einer Friedenskonferenz Wege zur Beendigung des Konflikts. Der Menschenrechtler Lew Ponomarjow rief die Moskauer Regierung am Samstag dazu auf, unverzüglich Friedensgespräche aufzunehmen, "auch wenn das gegen die Stimmung in der Gesellschaft geht".

Unterdessen fuhr am Samstag erstmals seit drei Jahren wieder ein Personenzug mit Richtung Moskau aus der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ab. Im Lauf des Monats sollen auch wieder andere russische Städte von Grosny aus angefahren werden, wie ein Bahnsprecher mitteilte. Die Kämpfe in der Kaukasusrepublik gingen aber weiter.

(RPO Archiv)
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