Russischer Päsidenten-Favorit war fünf Jahre in der DDR stationiert Putin plaudert über die Liebe zu Bier

Moskau (dpa). Angestellte der Radeberger Bierbrauerei bei Dresden können sich vielleicht heute noch an einen unscheinbaren, kleinwüchsigen Mann erinnern, der in den letzten Jahren der DDR häufig in einem unauffälligen Lada vorfuhr, um Bier in einen runden Drei-Liter-Behälter zu zapfen. Der Mann heißt Wladimir Putin und ist auf bestem Wege, in nicht einmal zwei Wochen zum neuen Präsidenten Russlands gewählt zu werden.

In einem vor wenigen Tagen in Moskau erschienenen Buch ("Von der ersten Person") plaudert der 47-jährige Putin ausführlich aus seinem Privatleben und versucht intensiv, seine etwas düstere Ausstrahlung eines Geheimdienstlers mit menschlichen Zügen aufzuhellen.

Wegen der Liebe zum guten deutschen Bier habe er in den fünf Jahren in Dresden, von 1985 bis 1990, zwölf Kilo zugenommen, erzählte der amtierende Präsident drei russischen Journalisten, die ihn für das Buch befragten. So an die vier Liter pro Woche seien die Norm gewesen. Sonntags unternahm er mit Ehefrau Ljudmila und den beiden Töchtern Ausflüge in die Natur, zum Bratwurst-Essen beispielsweise. Der Dienst-Lada trug zur Tarnung ostdeutsche Kennzeichen.

Dieser Umstand und exzellente deutsche Sprachkenntnisse ließen Putin beim Zusammenbruch der DDR unangenehme Minuten durchleben, als aufgebrachte Bürger nach der Stasi-Geheimdienstzentrale beinahe auch die benachbarte KGB-Dienststelle gestürmt hätten. "Wir haben damals so viele Papiere verbrannt, dass der Ofen platzte." Die Demonstranten wollten ihm nicht glauben, dass es sich bei dem vierstöckigen Gebäude um ein sowjetisches Militärobjekt handelte. Wie könnte es dann sein, dass die Autos DDR-Kennzeichen hätten und Putin so gut Deutsch spreche? fragten die Menschen.

Gewohnt haben die Putins in einem Stasi-Wohnhaus, zusammen mit deutschen Familien. Es habe zum Teil enge Freundschaften gegeben. Die MfS-Gastgeber bestückten die Dienstwohnung mit Dienstmöbeln und Dienstgeschirr. Die Familie sparte, um sich nach der Rückkehr in die Heimat ein Auto zu kaufen, einen Wolga, wie ihn Sowjet-Funktionäre der Mittelklasse fuhren. Die Putins verbergen nicht, dass sie das Leben in der DDR nach der sowjetischen Wirtschaftsmisere durchaus angenehm fanden. "Wir kamen aus Russland, wo es Schlangen vor den Geschäften und Versorgungsengpässe gab, und in der DDR war von allem viel da", sagt Putin.

Über die Arbeit in Dresden gefragt, wird Putin, wie es sich bei Leuten seines Berufsstandes gehört, wortkarg und geheimnisvoll. Was seine Aufgabe gewesen sei? "Politische Aufklärung." Konkreter? "Informationen sammeln, auswerten, weiterleiten. Uns interessierte jede Information über unseren potenziellen Gegner, die NATO. Durchaus Routine-Arbeit." Die hat Putin wohl gut gemacht und wurde in der Zeit zwei Mal befördert. Sei er tatsächlich an einer Geheimaktion unter dem Code-Namen "Strahl" beteiligt gewesen? Also, er wisse eigentlich gar nicht, ob es sie überhaupt gegeben habe.

Und auch das europäische Kampfflugzeug Eurofighter habe er entgegen einigen Medienberichten nicht ausspioniert. "Ich habe nie gegen die Interessen Deutschlands gearbeitet", versichert Putin. "Wozu wurde über mich nur so viel erfunden?"

(RPO Archiv)
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