Moskau Pussy Riot – Putin und Kirche plädieren für Milde

Moskau · Im Fall der wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" angeklagten Moskauer Punkband Pussy Riot haben Kremlchef Wladimir Putin und die Kirche erstmals "nicht zu harte Strafen" gefordert. "Ich denke nicht, dass sie dafür so hart verurteilt werden sollten", sagte Putin. Der Chefideologe der russisch-orthodoxen Kirche, Wsewolod Tschaplin, pflichte Putins bei. Noch vor wenigen Tagen hatte er die volle Härte des Gesetzes für die Punkerinnen gefordert. Jetzt sagte er, es sei "dumm", das sogenannte Punk-Gebet in der Erlöserkathedrale ("Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin!") weiter zu verfolgen. Den drei Punk-Musikerinnen drohen für ihre Protestaktion, in der sie auch die Unterstützung von Patriarch Kirill für Putin im Präsidentschaftswahlkampf anprangerten, sieben Jahre Straflager.

Nach fünf Prozesstagen gab es damit erstmals Hoffnung für die drei Frauen. Die Richterin setzte gestern die Verhandlung weniger streng fort als zuletzt und gewährte gelegentlich Pausen, stellten Beobachter fest. Die Worte Putins betrachten Kritiker zwar als neuen Beweis dafür, dass Russland ein Staat mit Justizwillkür sei, in dem Politiker sich in Verfahren einmischten. Sie könnten aber in diesem international kritisierten "Justizskandal" einen Wendepunkt bedeuten, betonte Verteidiger Nikolai Polosow.

(RP)
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