Hier In Nrw Pubertäres Piraten-Gezwitscher

Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) sollte mit "Twitter-Piratin" Birgit Rydlewski sehr bald ein sehr ernstes Wort reden. Denn Rydlewski schadet dem Ansehen des gesamten Landtags.

Sie kann es nicht lassen. Bereits im Sommer ist die Piraten-Abgeordnete Birgit Rydlewski unangenehm aufgefallen, weil sie derb-deftige Details aus ihrem Sexualleben über den Internetdienst Twitter verbreitete. Als der grüne Landtagsvizepräsident Oliver Keymis davon erfuhr, reagierte er konsterniert: "Ich bin sprachlos." Es gehe nicht an, dass eine Abgeordnete als "öffentliche Person so etwas in die Welt setzt".

Doch jetzt hat die 42-jährige öffentliche Person abermals zugeschlagen. Während der jüngsten Landtagsdebatte über den Haushalt 2012 "zwitscherte" sie vergangene Woche im Internet Obszönitäten pur. Diesmal platzte Landtagsvizepräsident Gerhard Papke (FDP) der Kragen: Wer sich als Abgeordneter aufführe "wie ein pubertierender Halbstarker", der stoße den Menschen vor den Kopf. Recht hat er.

Hinzu kommt: Die mitteilsame Piratin, eine gebürtige Dortmunderin, war bis zu ihrem Einzug in den Landtag Lehrerin an einer Berufsschule. Als Pädagogin sollte sie den heranwachsenden Schülerinnen und Schülern eigentlich ein Vorbild sein. Sollte man meinen.

Landtagspräsidentin Carina Gödecke hat sich dazu bislang auffallend zurückhaltend gezeigt: Was einzelne Abgeordnete twittern, sei deren Privatsache, so die SPD-Politikerin, von der man auch ein energischeres Vorgehen kennt. So wandte sie sich im Juni schriftlich an die Fraktionen und bat mit Blick auf die bevorstehende Wahl von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) um angemessene Kleidung ("Schultern bedeckt"). Gemünzt war dieser Kleider-Ordnungsruf insbesondere auf eine CDU-Abgeordnete, die schon mehrfach wegen ihrer schrillen Kleidung aufgefallen ist. Mit ihrem lachsfarbenen Hut hatte sie sogar beinahe der Queen die Show gestohlen, als diese 2004 den Landtag besuchte.

Doch zurück zu der Plauder-Piratin aus Dortmund: Sie hat vorige Woche per Internet auch wissen lassen, dass sie die ausgedehnten Plenarsitzungen langweilig findet. Dabei scheint sie vergessen zu haben, dass sie monatlich Bezüge in Höhe von fast 11 000 Euro brutto von diesem langweiligen Landtag bekommt. Wenn sie dennoch lieber Intimes twittert und sich aus dem Landtagsgeschehen ausklinken möchte, sollte sie besser über ihren Rückzug aus dem Parlament nachdenken – was ihr auch schon von "Followern" nahegelegt worden ist.

Im Landtag zitierte Rydlewski unlängst Konfuzius: "Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen." Da hat Konfuzius recht. Landtagspräsidentin Gödecke sollte also mit der "Twitter-Piratin" sehr bald ein sehr ernstes Wort reden. Denn schließlich schadet diese dem Ansehen des gesamten Düsseldorfer Landtags.

(RP)
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