Mit Beziehungen und Konflikten umgehen Psychologe: Anlässe für Suizid oft Einsamkeit und Kränkung

Hamburg (rpo). Der Tod eines Angehörigen, eine Trennung, Einsamkeit oder eine schwere Kränkung - vieles kann Anlass für einen Menschen sein, sein eigenes Leben zu beenden.

<P>Hamburg (rpo). Der Tod eines Angehörigen, eine Trennung, Einsamkeit oder eine schwere Kränkung - vieles kann Anlass für einen Menschen sein, sein eigenes Leben zu beenden.

Viele - wie etwa der Ex-Baulöwe und Milliardenpleitier Jürgen Schneider - könnten jedoch mit Rückschlägen und Kränkungen leben, sagte der Hamburger Psychologe Georg Fiedler am Freitag in einem dpa-Gespräch angesichts der Spekulationen über den Tod des früheren FDP-Politikers Jürgen Möllemann. Bis zum Freitag waren die Hintergründe von Möllemanns Fallschirm-Absturz am Vortag noch ungeklärt.

Wie schwer eine Kränkung wiege, habe damit zu tun, "wozu man das Ansehen braucht und ob man auch ohne leben kann", sagte der Experte. "Wichtig ist, wie man mit seiner Persönlichkeit sein Leben gestaltet und wie man gelernt hat, mit Beziehungen und Konflikten umzugehen."

Fiedler leitet die wissenschaftliche Begleitung des Therapiezentrums für Suizidgefährdete der Hamburger Universitätsklinik. Einen Verdacht sollten Ärzte oder Angehörige ganz offen ansprechen und den Betroffenen einfach fragen, ob er daran gedacht hat, sein Leben zu beenden. Wichtig sei dann, dem Menschen zuzuhören, die Gedanken ernst zu nehmen und sie nicht herunterspielen, sagte Fiedler. Angehörige sollten versuchen, professionelle Hilfe zu suchen - für sich und für den Suizidgefährdeten.

Der Psychologe verwies auf Angebote auf unterschiedlichen Ebenen: Bei einigen Menschen müssten sich die sozialen Rahmenbedingungen ändern. Manche benötigten eine Psychotherapie oder Psychopharmaka. Auch eine stationäre Aufnahme könne sinnvoll sein, "damit der Mensch erstmal aus dem Problemfeld herauskommt".

"Das Annehmen von Hilfe ist besonders für Männer oft eine schwer auszuhaltende Kränkung." Es gebe daher immer mehr unkompliziert zugängliche Angebote "bei denen Menschen keine Scham haben müssen, sich zu offenbaren." Fiedler nannte die Telefonseelsorge und Internet-Dienste wie www.das-beratungsnetz.de oder www.youth-life- line.de, die alle auch Chat-Angebote haben.

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