Nach Votum des Bundestags Projekt Brüstles sollte noch vor Gesetzesverfahren erlaubt werden

Bonn/Berlin (rpo). Nachdem der Bundestag gestern dem Import von embryonalen Stammzellen unter Auflagen zugestimmt hat, drängen die Forscher der Universiät Bonn, die sich mit dem Projekt befassen, zur Eile in punkto konkrete Umsetzung.

Der Direktor des Instituts für Neuropathologie, Otmar Wiestler, schlug am Donnerstag vor Journalisten vor, den vor eineinhalb Jahren von dem Neurobiologen Oliver Brüstle beantragten Stammzellimport von der Universität Haifa als Pilotprojekt noch vor endgültigen gesetzlichen Regelungen zu genehmigen. Brüstle, der mit seinem Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf Förderung seines Vorhabens die Gentechnikdebatte in Deutschland ausgelöst hatte, sagte, aus Sicht der Forscher könne man die Zellen "sehr schnell importieren und auch innerhalb weniger Wochen in Kultur nehmen".

Entscheidend werde sein, ob jetzt noch gesetzliche Regelungen abgewartet werden müssten. Die Einrichtung einer Kommission, die die Arbeiten begleiten sollte, könnte die Aufnahme der Forschung noch weiter hinauszögern. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wollte am Abend über den Antrag Brüstles entscheiden. Wiestler sagte, er könne sich vorstellen, dass man auch da erst mit der Förderung beginnen wolle, wenn die gesetzlichen Regelungen geschaffen seien.

Er glaube aber, dass das Bonner Projekt nach eineinhalb Jahren Wartezeit "vielleicht auch ein gewisses Recht hat, jetzt nicht länger angehalten zu werden". Für den Fall, dass noch mit einer länger dauernden Gesetzgebung zu rechnen sei, sollte man "darüber nachdenken, ob das Projekt Brüstles nicht in einer pragmatischen Regelung als Pilot auf den Weg gebracht werden könnte". Zwtl: Noch fünf bis zehn Jahre Grundlagenforschung Wiestler unterstrich, dass Brüstles Vorhaben nun wie kaum ein anderes überprüft, durchleuchtet, erörtert und transparent gemacht worden sei, gerade auch unter ethischen und juristischen Gesichtspunkten.

Bioehtisches Horrorszenario

Vor einem möglichen "bioethischen Horrorszenario" hat der Ärzteverband Marburger Bund nach dem Beschluss zur beschränkten Einfuhr embryonaler Stammzellen gewarnt. "Die Entscheidung des Bundestages ist eine politische Wanderdüne, die mit großer Wahrscheinlichkeit zur Produktion eigener embryonaler Stammzellen und zum Klonen menschlichen Lebens führen wird", teilten die Verbandsvorsitzenden Frank Ulrich Montgomery und Rudolf Henke am Donnerstag in Köln mit.

(RPO Archiv)
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