Düsseldorf Präses rückt von Käßmann ab

Düsseldorf · Nikolaus Schneider, Präses der rheinischen Landeskirche und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sieht Fortschritte beim zivilen Wiederaufbau in Afghanistan. "Ich wusste vorher nicht, wie viele Aktivitäten hier schon im Gange sind", sagte Schneider im Gespräch mit unserer Zeitung während seines Besuchs bei der Bundeswehr in Afghanistan. In der Heimat müsse das viel stärker zur Kenntnis genommen werden, sagte der Präses: "Da erkenne ich auch eine Schieflage in der deutschen Debatte."

Schneider geht damit vorsichtig auf Distanz zu seiner Vorgängerin im Ratsvorsitz, Margot Käßmann, die mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" vor einem Jahr heftige Kritik provoziert hatte. Was in Afghanistan geschehe, sei "in keiner Weise zu rechtfertigen", hatte sie gesagt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte Käßmann daraufhin nach Afghanistan eingeladen; Schneider hatte die Einladung statt ihrer angenommen. Den Besuch am Hindukusch bezeichnete er als Pastoralreise.

"Wir können nicht eindeutig sagen, ob dieser Krieg legitim ist oder nicht", bilanzierte Schneider. Käßmanns Kritik sei jedoch "ein wichtiger Anstoß für eine Diskussion" gewesen, "die uns allen gut tut". Die Debatte habe etwa zur Verdopplung der zivilen Wiederaufbau-Mittel geführt. Legitimität könne erreicht werden, sagte Schneider, "indem wir helfen, die Zivilgesellschaft aufzubauen, damit sich die Bundeswehr verantwortlich, aber auch bald aus Afghanistan zurückziehen kann". Er habe den Eindruck, "dass ein guter Weg beschritten wird".

Schneider hielt sich vor allem im deutschen Feldlager Masar-i-Sharif im Norden des Landes auf. Dort feierte er Gottesdienste mit den Soldaten; außerhalb des Lagers besuchte er zivile Aufbauvorhaben, unter anderem ein Schulprojekt für 3000 Mädchen. Ein Besuch in Kundus fiel wegen schlechten Wetters aus.

Mit dem Ratschef reisten Militärbischof Martin Dutzmann und der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms. Schneider kündigte an, er werde sich mit Dutzmann und Brahms nach seiner Rückkehr für eine Überarbeitung der Friedensdenkschrift der EKD starkmachen, "weil sich die Kriegführung in Afghanistan geändert hat". Das sei bei der Entstehung der Schrift 2007 nicht abzusehen gewesen.

(RP)
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