Rom Populistinnen erobern Rom und Turin

Rom · Die Anhänger skandierten Chöre wie im Fußballstadion. Das Lob galt diesmal aber nicht muskulösen Sportlern, sondern einer zierlichen Frau, die verlegen ihr Haar hinter die Ohren strich. "Virginia, Virginia, Virginia", riefen die Fans. Vor ihnen auf einer Bühne stand die erste Frau im Amt des Bürgermeisters von Rom, die 37 Jahre alte Virginia Raggi. Am Sonntag setzte sich die Kandidatin der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) in der Stichwahl gegen ihren Konkurrenten Roberto Giacchetti (Demokratische Partei) durch. Raggi bekam 67,2 Prozent der Stimmen. Kommentatoren sprachen von einem Erdrutschsieg.

Am Sonntag wurden in insgesamt 126 italienischen Gemeinden die Bürgermeister gewählt. Die Entscheidung in der Hauptstadt war das prestigeträchtigste Duell zwischen der vom Komiker Beppe Grillo gegründeten Protestbewegung und der Demokratischen Partei (PD) von Ministerpräsident Matteo Renzi, der politisch zunehmend in Bedrängnis gerät und das schlechte Abschneiden seiner Partei eingestand. Renzi musste auch in anderen Städten Niederlagen hinnehmen: So setzte sich in Turin die erst 32 Jahre alte Chiara Appendino (M5S) mit 54,6 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister Piero Fassino (PD) durch. Mit ihren Siegen in Rom und Turin gelangen der Fünf-Sterne-Bewegung der Tageszeitung "La Stampa" zufolge gleich "drei Revolutionen in einer": Die neuen Amtsinhaberinnen sind jung, weiblich und gehören Grillos Protestpartei an, die sich nun zu Höherem berufen sieht. "Wir sind bereit, das Land zu regieren", sagte der 29 Jahre alte Anwalt Luigi Di Maio, der als M5S-Kandidat für das Amt des Premiers gilt.

Virginia Raggi will in Rom nun vor allem die Korruption bekämpfen. "Wir müssen die Römer dazu bringen, für die ganze Stadt und nicht nur für die eigenen vier Wände zu arbeiten", sagte Raggi.

(RP)
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