Gesammelt Politiker und Plagiats-Affären

Nach der spektakulären Affäre um die Doktorarbeit des früheren Verteidigungsministers zu Guttenberg (CSU) gerieten schon bald die Dissertationen weiterer Politiker unter Verdacht. Im Internet suchten Plagiatsjäger seitdem systematisch nach Fehlern, Universitäten führen offizielle Prüfungen durch.
Von Guttenberg bis Chatzimarkakis - diese Politiker stehen im Fokus der Plagiatsaffären.

April 2014: Jetzt trifft es auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Die kommerzielle Seite Politplag wirft ihm vor, falsch, bezihungsweise gar nicht zitiert zu haben. Müller wies das als "nicht nachvollziehbar" zurück, die Universität Regensburg ermittelt.

Karl-Theodor zu Guttenberg, CSU : Mit ihm nahm das Plagiatsjagen seinen Anfang: Wochenlang beherrschte die Affäre um den CSU-Politiker die Schlagzeilen. Mitte Februar tauchten erste Berichte über Täuschungsvorwürfe im Zusammenhang mit seiner juristischen Doktorarbeit an der Universität Bayreuth auf. Der damalige Verteidigungsminister wies den Plagiatsvorwurf zunächst als "abstrus" zurück, kurz darauf sprach er selbst von "gravierenden Fehlern".

Ende Februar 2011 erkannte die Uni Bayreuth Guttenberg den Doktortitel ab. Am 1. März trat der bis dahin beliebteste deutsche Politiker zurück. Eine Uni-Kommission kam schließlich im Mai nach dreimonatigen Prüfungen zu dem Schluss, dass Guttenberg vorsätzlich getäuscht hatte. Guttenberg hatte dies immer bestritten.

Silvana Koch-Mehrin, FPD: Auch die FDP-Europaabgeordnete stolperte über Plagiatsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit. Mitte Mai trat Koch-Mehrin als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als Vizepräsidentin des Parlaments zurück. Gut einen Monat später entzog die Universität Heidelberg ihr den Doktortitel, im Dezember 2011 bestätigte sie ihren Entschluss. Die Uni klassifizierte mehr als 120 Stellen als Plagiate.

Wie bei Guttenberg hatten auch in ihrem Fall Plagiatsjäger im Internet die Arbeit unter die Lupe genommen. Für Schlagzeilen sorgte Koch-Mehrin zuletzt Ende Juni, als sie erst nach heftiger Kritik ihren Sitz im EU-Forschungsausschuss aufgab.

Margarita Mathiopoulos, FDP: Die Doktorarbeit der Politikprofessorin und FDP-Politikerin Mathiopoulos kommt bereits ein zweites Mal auf den Prüfstand. Die Universität Bonn will sie nach Vorwürfen der Internetplattform "VroniPlag" erneut überprüfen. Die in den 1980er Jahren vorgelegte Arbeit war bereits Anfang der 1990er Jahre in die Kritik geraten. Damals waren zwar handwerkliche Mängel festgestellt worden, die aber nicht zur Aberkennung des Doktortitels führten.

Mathiopoulos war 1987 bundesweit bekannt geworden, als der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt die seinerzeit parteilose Politikwissenschaftlerin zur SPD-Sprecherin machen wollte. Nach heftiger innerparteilicher Kritik daran trat Brandt vom SPD-Vorsitz zurück.

Jorgo Chatzimarkakis, FDP: Die Universität Bonn hat dem FDP-Politiker am 13. Juli 2011 den Doktortitel entzogen. In "zahlreichen Fällen" seien aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden worden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet gewesen seien, teilte die Universität Bonn mit.

Der Europa-Abgeordnete hat frustriert auf die Aberkennung seines Doktortitels reagiert. "Diese heutige Entscheidung ist sehr bitter für mich", teilte er in Brüssel mit. Seine Dissertation sei ein "Grenzfall" gewesen.

Bernd Althusmann, CDU: Der niedersächsische Kultusminister Althusmann steht erst seit Ende Juni wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hatte in der vergangenen Woche über mögliche Regelverstöße in seiner Arbeit berichtet. Es bestehen demnach Hinweise, dass Althusmann auf 88 von 114 Seiten seiner Dissertation fremdes geistiges Eigentum verwendet habe, "ohne dies in der notwendigen Weise deutlich zu machen".

Seine an der Universität Potsdam vorgelegte Arbeit soll nun überprüft werden. Besonders heikel ist der Fall, weil Althusmann derzeit auch amtierender Vorsitzender der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder ist.

Annette Schavan (CDU): Anonyme Blogger werfen der Bundesbildungsministerin auf der eigens angelegten Internetseite "schavanplag" vor, an mehreren Stellen abgeschrieben und Quellen nicht genannt zu haben. Eine Kommission der Universität Düsseldorf hat die 32 Jahre alte Doktorarbeit unter die Lupe genommen und ihr am 5. Februar 2013 den Titel entzogen.
Pal Schmitt: Bei Ungarns Präsident haben Ermittlungen der Hochschule ergeben, dass rund 200 der 215 Seiten von Schmitts Doktorarbeit über die modernen Olympischen Spiele weitgehend von zwei anderen Autoren abgeschrieben waren. Im Zuge des Plagiatsskandals hat der Rektor der beteiligten Budapester Semmelweis-Universität seinen Rücktritt angekündigt. Tivadar Tulassay sagte, die Entscheidung der Hochschule, Schmitt dessen 1992 erworbenen Doktortitel zu entziehen, habe zu einem Verlust von Vertrauen in seine Person geführt.

Wladimir Putin: Bereits im Jahr 2006 wurde bekannt, dass Russlands Präsident bei seiner Doktorarbeit geschummelt hat. Der US-Ökonom Clifford Gaddy deckte die Mogelei auf. Ein komplettes Kapitel schrieb Putin fast Wort für Wort von einer russischen Übersetzung eines amerikanischen Lehrbuchs ab.

Matthias Pröfrock, CDU: Der baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete verlor Anfang Juli seinen Doktortitel. Der Promotionsausschuss der juristischen Fakultät der Universität Tübingen kam bei der Prüfung seiner Dissertation zu dem Schluss, dass sie "in nicht unerheblichem Maße fremde Texte wörtlich übernimmt, ohne dass dies kenntlich gemacht wurde." Pröfrock, der erst in diesem Jahr in den Stuttgarter Landtag gewählt wurde, will sein Mandat behalten.

Uwe Brinkmann, SPD : Die Universität Hamburg entzog dem SPD-Politiker nach Plagiatsvorwürfen den Doktortitel. Seine Dissertation enthielt nicht oder nicht ausreichend gekennzeichnete Zitate. Auch gegen seine Arbeit hatten zuvor Plagiatsjäger im Internet Vorwürfe erhoben. Brinkmann war in der Vergangenheit auch Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

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