Persönlich Philip Hammond . . . will den weichen Brexit

Als Schatzkanzler ist Philip Hamond einer der mächtigsten Politiker Großbritanniens. Als früherer Verkehrs-, Außen- und Verteidigungsminister ist der 61-Jährige auch einer der erfahrensten. Und gestern bestätigte sich, dass der mehrfache Millionär auch eines der selbstbewusstesten Mitglieder der Londoner Regierung ist. Während die angeschlagene Premierministerin Theresa May (60) der Europäischen Union (EU) immer wieder droht, notfalls werde Großbritannien einen "harten" Brexit ohne jeden Kompromiss anstreben, sagte Hammond in einem Interview bei BBC genau das Gegenteil: Die Mehrheit der Regierung befürworte einen sanften Abschied aus der EU mit langen Übergangszeiten, in denen Großbritannien nun EU-Binnenmarkt und Zollunion doch nicht Anfang 2019 ganz verlassen soll.

Seine Haltung kommt nicht völlig überraschend: Hammond hatte sich schon bei der britischen Volksabstimmung vor einem Jahr gegen den Brexit ausgesprochen, obwohl er die EU wegen zu viel Bürokratie kritisch sieht. Aber der Oxford-Absolvent und Vater von drei Kindern warnte davor, dass die britische Industrie den Zugang zu den wichtigen Absatzmärkten Europas verlieren könne, während unklar sei, ob es schnell genug gelinge, neue Handelsbeziehungen aufzubauen.

Dabei stichelte der Schatzkanzler schon Ende 2016 gegen die Phantasie der Brexit-Anhänger, der EU-Austritt schade dem Land nicht. Er rechnete in der Haushaltsplanung vor, dass dem britischen Staat wegen langsameren Wirtschaftswachstums ein neues Schuldenloch von mehr als 140 Milliarden Euro drohe. Ein Grund für das langsame Wachstum sind sinkende Investitionen der verunsicherten Industrie.

Könnte Hammond bald neuer Premierminister sein? Ja, denn seit Theresa May die Mehrheit ihrer Partei bei der von ihr vorzeitig anberaumten Parlamentswahl am 8. Juni verloren hat, gilt ihr Verbleib im Amt keineswegs als sicher.

(RP)
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