Verdacht der Verquickung von Interessen Pentagon: Richard Perle zurückgetreten

Washington (rpo). Richard Perle ist zurückgetreten. Perle war Vorsitzender des einflussreichen Politikausschusses im US-Verteidigungsministerium. Gegen Perle waren Vorwürfe über eine unzulässige Verquickung von politischen mit wirtschaftlichen Interessen laut geworden.

Diese seien zwar falsch, schrieb der 61-jährige in seinem vom Pentagon veröffentlichten Rücktrittschreiben. Da er sie aber nicht "schnell und einfach" zurückweisen könne, trete er zurück, um auch nicht einen Augenblick eine Ablenkung von den Kriegsanstrengungen der USA zu veranlassen.

Verteidigungsminister Donald Rumsfeld würdigte Perle als wichtigen Berater und dankte ihm dafür, dass er weiterhin dem Ausschuss angehören werde. Rumsfeld sagte nichts zu dem Grund, warum Perle den Vorsitz abgab.

In der von Perle angedeuteten Kontroverse geht es um einen Vertrag, den er mit dem bankrotten Telekommunikationsunternehmen Global Crossing hat. Sollte die US-Regierung dem Verkauf des Unternehmens an zwei asiatische Firmen zustimmen, würde Perle 725.000 Dollar, darunter 600.000 von der Regierung, erhalten, sagten Anwälte, die mit dem Konkursverfahren vertraut sind. Perle hat jedes Fehlverhalten zurückgewiesen.

In den 80er Jahren war er stellvertretender Verteidigungsminister in der Regierung von Präsident Ronald Reagan. Er übernahm den Beraterposten für die jetzige Regierung kurz nach Rumsfelds Amtsantritt. In der Reagan-Regierung hatte sich Perle vehement gegen Abrüstungsabkommen mit der Sowjetunion ausgesprochen. Das brachte ihm damals den Beinamen "Fürst der Dunkelheit" ein.

In der zeitweise scharfen Auseinandersetzung zwischen den USA, Deutschland und Frankreich im Irak-Konflikt hatte Perle im vergangenen Oktober den Rücktritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder empfohlen, um wieder eine Verbesserung im deutsch-amerikanischen Verhältnis herbeizuführen. Dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac warf er Anfang des Monats Verrat und Wortbruch vor. Die französische Irak-Politik sei offenbar in Chiracs "persönlicher Beziehung mit Saddam Hussein" begründet, den er als Freund bezeichnet habe, sagte er.

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