Persönlich Paul Achleitner . . . hat Ärger mit den Aktionären

Mehr als 800.000 Euro kassiert Paul Achleitner in seinem Job als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank. Er ist der bestbezahlte Chefkontrolleur aller im Deutschen Aktien-Index (Dax) gelisteten Unternehmen. Fragte man die Aktionäre der größten deutschen Bank, ob dieses Salär angemessen sei, würden vermutlich viele mit nein antworten. Und sie würden Achleitner, der auch Aufsichtsratsmandate bei Bayer und Daimler wahrnimmt sowie dem Henkel-Gesellschafterausschuss angehört, Ämterfülle vorwerfen - nach dem Motto: Hat der Mann eigentlich genug Zeit für die Deutsche Bank?

Daran wird der selbstbewusste Paul Achleitner keinen Zweifel haben, weil der frühere Allianz-Vorstand dem operativen Management entsagt hat und "nur"noch den professionellen Aufpasser macht. Aber: Als Krisenmanager macht der promovierte Rechts- und Sozialwissenschaftler, der mit seiner Frau Ann-Kristin in zusammengerechnet sechs Aufsichtsräten vertreten ist (das Handelsblatt nannte die Ehe daher schon mal "Deutschland-WG"), derzeit wahrlich keine gute Figur.

Dass die Deutsche-Bank-Aktionäre das neue Vergütungsmodell ablehnen, das Extra-Boni für besonders erfolgreiche Manager vorsieht, ist eine weitere Ohrfeige. Das Veto mag ohne Folgen bleiben, weil die Sonderzahlungen formal gar nicht der Zustimmung der Aktionäre bedürfen. Aber es könnte den Aufsichtsrat zum Nachdenken anregen - darüber, ob Bonusformen, die wieder einmal vor allem den Investmentbankern entgegenkämen, wirklich zum beabsichtigten Kulturwandel passen. Die Ankündigung Achleitners, die Kritik der Aktionäre ernst zu nehmen und sie bei der Ausgestaltung der Bonusregeln berücksichtigen zu wollen, ist ein erstes Indiz dafür. Aber es wird auch Zeit. Schließlich wurde auch der Österreicher Achleitner 2012 bei der Deutschen Bank als Teil des Kulturwandels inthronisiert. Prägend war er noch nicht.

(RP)
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