Berlin CDU will "Social Freezing" verbieten
Berlin · Junge Frauen in Deutschland sollen nach dem Willen der CDU künftig nicht mehr die Möglichkeit haben, allein aus Karrieregründen ihren Kinderwunsch auf Eis zu legen. Der Parteitag berät darüber.
Die Union will das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen allein aus "unternehmensstrategischen und personalpolitischen Gründen" verbieten. Ein entsprechender Antrag für den CDU-Bundesparteitag lehnt die als "Social Freezing" bekannte Technik in solchen Fällen ab. Die Antragskommission des Parteitags empfiehlt den Delegierten, der Linie der Antragsteller zu folgen.
Das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen wurde in der Vergangenheit beispielsweise für Krebspatientinnen vor einer Chemotherapie genutzt. Sollte die Therapie die Eizellen der Frau schädigen, hätte sie danach dennoch die Chance auf ein Kind. In den USA ist es jedoch seit einigen Jahren in Mode gekommen, auch aus Karrieregründen seine Eizellen einfach auf Eis legen zu lassen. Vor gut einem Jahr war bekannt geworden, dass US-Unternehmen wie Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen das "Social Freezing" finanzieren wollen.
In Deutschland löste diese Nachricht überwiegend Empörung aus. Allerdings ist das "Social Freezing" möglich. Verschiedene Kinderwunschzentren in Deutschland bieten es an. Die Kosten von mehreren tausend Euro für die Stimulierung der Eierstöcke, die Entnahme der Eier und das Konservieren muss die Betroffene indes selbst zahlen.
Der Antrag der Union sieht kein gänzliches Verbot des Einfrierens von Eizellen vor. Die Frauen sollen aber nicht von ihren Unternehmen dazu animiert werden können. "Dieses von Unternehmensseite geförderte ,Social Freezing' greift massiv in die Entscheidungsfreiheit der Frau ein", heißt es in dem Antrag, den der CDU-Parteitag beschließen soll. Der Vorstoß für den Antrag kam von der Frauen-Union.
Die bisherigen Möglichkeiten zur künstlichen Befruchtung für Menschen, die aus medizinischen Gründen auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, sollen unangetastet bleiben. Allerdings mahnt der Unionsantrag zum Vorrang für das Kindeswohl im Rahmen der künstlichen Befruchtung. Die Technisierung der Fortpflanzung durch Eizellenspende, Leihmutterschaft und anonyme Samenspende berge Gefahren für Kind und die Frauen. "Es gibt kein Grundrecht auf ein Kind", heißt es in dem Antrag.
In Deutschland wird das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen bisher nur in sehr kleinem Umfang nachgefragt. Experten sprechen von rund 1000 Anfragen pro Jahr an die Kinderwunschzentren. Etwa die Hälfte der interessierten Frauen entscheide sich dann tatsächlich für das Einfrieren der Eizellen.
Auch die Bundesärztekammer sieht das "Social Freezing" kritisch. Schwierig sei, dass sich durch "Social Freezing" der Trend zum späten Kind gerade unter Akademikerinnen noch verstärken könnte, heißt es bei der Bundesärztekammer. Es sei bekannt, dass Kinder sehr alter Eltern häufig mit Folgeproblemen zu kämpfen hätten - gesundheitlich und sozial.
FDP-Parteichef Christian Lindner sprach sich gegen ein Verbot des "Social Freezing" aus. "Frauen sollten möglichst selbst über ihr Leben und ihre Familienplanung bestimmen können", sagte der Liberale unserer Redaktion. "Druck vom Arbeitgeber muss ausgeschlossen sein, aber ein Verbot schießt völlig über das Ziel hinaus", betonte Lindner.
Für den Antrag, das "Social Freezing" zu verbieten, ist eine Mehrheit beim CDU-Parteitag in Karlsruhe zu erwarten. Die kontroversen Debatten werden sich hingegen um die Flüchtlingskrise und die Frage der Obergrenze drehen. Dazu hat die Parteiführung dreieinhalb Stunden Aussprache angesetzt.