Schule in der Pandemie Parteien und Verbände streiten übers Sitzenbleiben

Düsseldorf/Berlin · Je länger der Lockdown dauert, desto schwieriger wird die Beurteilung der Leistungen von Schülern. Ob aber auch in diesem Jahr alle Kinder und Jugendlichen automatisch versetzt werden sollen, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen.

 Stühle in einem leeren Klassenzimmer. Foto: Marijan Murat/dpa

Stühle in einem leeren Klassenzimmer. Foto: Marijan Murat/dpa

Foto: dpa/Marijan Murat

Parteien und Verbände streiten, ob auch in diesem Schuljahr alle Kinder automatisch versetzt werden sollen. „Bereits im letzten Jahr haben alle Bundesländer die Versetzungsregelungen sehr großzügig gehandhabt und das Sitzenbleiben praktisch abgeschafft“, gab Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gegenüber unserer Redaktion zu bedenken. Leider schwinde aber gerade die Hoffnung, man könnte bei leistungsschwächeren Schülern in diesem Schuljahr die Lücken schließen, damit diese den Anschluss schafften: „Wenn man jetzt erneut und zum zweiten Mal das Sitzenbleiben komplett aussetzt, laufen wir Gefahr, eine große Schülergruppe zu bekommen, die keine Chance hat, im nächsten Schuljahr die vorgegebenen Bildungsstandards zu erreichen.“ Der Lehrverband plädiere deshalb dafür, „für diese abgehängten Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zu schaffen, in einem Zusatzjahr den versäumten Stoff nachzuholen.“

Die SPD hingegen ist anderer Auffassung: „Kinder und Jugendliche waren in den vergangenen neun Monaten wegen der Corona-Pandemie einem ganzen Berg von Verunsicherungen ausgesetzt. Wir sollten den daraus entstehenden Ängsten und Zukunftssorgen mit Botschaften der Zuversicht begegnen“, sagte die Co-Parteivorsitzende Saskia Esken. Sie halte es deshalb für sinnvoll, das Sitzenbleiben auch in diesem Schuljahr auszusetzen. „Kinder, Jugendliche und ihre Eltern machen sich ohnehin schon genug Sorgen, insbesondere in der Frage, wie Übergänge zwischen Schulstufen und in die Berufsausbildung gelingen werden.“

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte die Frage nach dem Sitzenbleiben jüngst so beantwortet: „Das können wir jetzt noch nicht entscheiden. Klar ist: Den Schülerinnen und Schülern sollen durch die Coronavirus-Pandemie keine Nachteile hinsichtlich ihrer Prüfungen, Abschlüsse und weiteren Bildungswege entstehen.“ Die Halbjahreszeugnisse könnten die Schulen auf dem Postweg versenden, eine Abholung an den Schulen anbieten oder mit Zustimmung der Eltern per elektronischer Vorabübermittlung, hieß es am Montag. Die Zeugniskonferenzen könnten die Lehrer in den Schulen abhalten. Das Ministerium empfehle aber Videokonferenzen.

(jd/kib)
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