FPÖ stürzt ab Parlamentswahl in Österreich: Triumph für ÖVP

Wien (rpo). Bei den vorgezogenen Wahlen zum österreichischen Parlament hat die konservative Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel einen sensationellen Sieg errungen. Die FPÖ stürzte auf 10,2 Prozent ab.

Wie Innenminister Ernst Strasser am Abend erklärte, konnte sie nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis von 26,9 Prozent auf 42,3 Prozent zulegen. Das ist der größte Zugewinn, den je eine Partei in Österreich seit 1945 erreicht hat.

Wahlverlierer war danach die Freiheitliche Partei (FPÖ) des Rechtspopulisten Jörg Haider, die auf 10,2 Prozent absackte. Bei den letzten Parlamentswahl 1999 war die FPÖ noch mit 26,9 Prozent auf Platz zwei hinter den Sozialdemokraten (SPÖ) aufgestiegen. So hohe Verluste hat es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben. Die FPÖ verlor fast zwei Drittel ihrer Wähler - ein historischer Rekord.

SPÖ legte nur leicht zu

Die oppositionelle SPÖ konnte zwar leicht dazu gewinnen, landete aber mit 36,9 Prozent (+3,8 Prozentpunkte) abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Die ebenfalls bisher auf den Oppositionsbänken sitzenden Grünen erhielten 9,0 Prozent (+1,6 Prozent). Die von beiden Parteien angestrebte erste rot-grüne österreichische Regierung kommt damit auf keinen Fall zu Stande. Alle Meinungsforscher hatten bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der ÖVP und der SPÖ um den ersten Platz vorausgesagt.

Die ÖVP kann nach dem Endergebnis mit 79 Mandaten rechnen, das ist ein Plus von 27 Abgeordneten. Die Sozialdemokraten legten um 4 Sitze auf 69 Mandate zu, die Grünen haben 16 Mandate (plus 2). Die FPÖ ist im 183 Abgeordnete umfassenden Nationalrat in Wien nur noch mit 19 Abgeordneten vertreten, 33 weniger als bisher. Damit ist noch offen, wer in Österreich künftig regiert.

Schüssel ohne Festlegung

Kanzler Schüssel mahnte in einer ersten Reaktion seine Anhänger zur Bescheidenheit. "Wir müssen bescheiden bleiben. Wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben". Eine Festlegung über einen möglichen Koalitionspartner wollte er jedoch nicht machen. Allerdings wolle er Gespräche mit allen anderen drei im Parlament vertretenen Parteien aufnehmen. "Es kann keinen Zweifel geben, wie Österreich geführt werden soll und von wem", sagte Schüssel weiter.

Der Haider-Vertraute und FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Haupt bekannte: "Wir haben unser Wahlziel klar verfehlt." Er wolle die Zusammenarbeit mit der ÖVP im Gegensatz zu früheren Aussagen des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider fortsetzen. Jedoch werde er als Konsequenz aus dem Absturz seiner Partei "selbstverständlich" seinen Rücktritt anbieten. Er gehe aber davon aus, dass er weiter mache.

Die Oppositionsrolle "ist deklarierter Auftrag aus dem Wahlergebnis", erklärte der SPÖ-Chef Gusenbauer. Seine Ankündigung, beim Verlust des ersten Platzes in der Opposition zu bleiben "gilt auch nach der Wahl".

Am Montag erste Verhandlungen

Bundespräsident Thomas Klestil nahme am Abend schon zu allen Parteiführern Kontakt auf. Am Montag werde es zu ersten Treffen kommen, um mögliche Koalitionsvarianten auszuloten, berichtete das Staatsoberhaupt. Er hoffe auf eine schnelle Regierungsbildung. Wahlforscher berichteten in ersten Analysen, dass die mit der FPÖ unzufriedenen Wähler praktisch komplett zur ÖVP gewandert sind.

Die CDU gratulierte Schüssel zu seinem Wahlsieg. "Dies zeigt, dass der Kurs Schüssels richtig ist", teilte CDU-Chefin Angela Merkel in Berlin mit. dpa ms/ey xx mu

(RPO Archiv)
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