Sarajevo/Düsseldorf Papst Franziskus wertet Konflikte als "Dritten Weltkrieg"

Sarajevo/Düsseldorf · Bei seinem Besuch im einst im Bürgerkrieg umkämpften Sarajevo ruft der Heilige Vater zur Versöhnung zwischen den Religionen auf.

Mit eindringlichen Worten hat Papst Franziskus (78) bei seinem Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, zur Versöhnung und Frieden aufgerufen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche forderte eine weltweite Aussöhnung zwischen den Religionen als Voraussetzung für gerechten Frieden. "Dies ist eine Pflicht für alle Gläubigen." Der Papst hatte für seinen Aufruf auf dem Balkan in dem einst umkämpften Sarajevo Station gemacht. Nach dem Zerfall Jugoslawiens hatte sich Bosnien-Herzegowina am 1. März 1992 für unabhängig erklärt. Während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 waren rund 100 000 Menschen ums Leben gekommen.

Der heutige Staat geht auf den Vertrag von Dayton (1995) zurück, der den Bürgerkrieg beendete, einen einheitlichen aber dezentralisierten Staat schuf. Er besteht aus Bosnien und Herzegowina und der Republik Srpska, die mehrheitlich von Serben bevölkert wird. Von den rund 3,8 Millionen Bewohnern sind 48 Prozent Bosniaken (Muslime), rund 33 Prozent orthodoxe Serben und rund 15 Prozent katholische Kroaten. Das Land ist nach wie vor politisch und gesellschaftlich tief gespalten, hat enorme wirtschaftliche und damit verbunden soziale Probleme, die immer wieder zu Spannungen führen.

Papst Franziskus bezeichnete Sarajevo als das "Jerusalem Europas". Das Nebeneinander der Religionen verpflichte die Menschen dazu, "immer neue Brücken zu bauen und die bestehenden zu pflegen". Er forderte die Einhaltung der Grundrechte und die Wahrung der Religionsfreiheit. Franziskus hatte mit dem Staatspräsidium, das aus Vertretern der Bosnier, Serben und Kroaten besteht, auch über eine weitere Annäherung von Bosnien-Herzegowina an die Europäische Union gesprochen.

Die Worte des Papstes haben angesichts der vielen bewaffneten Konflikte weltweit eine besondere Brisanz. "Es ist eine Art Dritter Weltkrieg, der stückweise geführt wird", sagte Franziskus bei einer Messe vor etwa 60 000 Gläubigen im Olympiastadion von Sarajevo. Krieg bedeute zerstörte Häuser und zerbrochene Leben. Sein eindringlicher Appell: "Nie wieder Krieg."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort